Österreich, bekannt als alte Museumsinsel

Schön ist es bei uns, und gemütlich. Aber was wird aus dem Land, wenn der Wettbewerb noch härter wird?
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Verstrickungen aller Art blockieren unser kleines Staatswesen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Museumsinsel Österreich

Wer in diesen Tagen die Medien verfolgt, findet fast ausschließlich Berichte aus der Vergangenheit. Ja, die Hypo müssen wir aufarbeiten, finanziell und juristisch. Und viele Korruptionsaffären aus der schwarz-blau-orangen Zeit sind auch noch nicht geklärt. Walter Meischberger, einer der engsten Mitarbeiter von Jörg Haider und der beste Freund von Karl-Heinz Grasser, kämpft gerade um seine Millionenvilla, während die Anwälte der BUWOG-Privatisierer noch immer alles dafür tun, dass Akten und Konten verschleiert im Ausland ruhen. Gleichzeitig wärmt die Krone, wieder mal obskurantistisch unterwegs, Verschwörungstheorien um Jörg Haiders Tod auf, als ob das seiner Tochter in das EU-Parlament verhelfen könnte.

Verstrickungen aller Art blockieren unser kleines Staatswesen und lassen das sonst sympathische und touristisch attraktive Museale leicht verzerrt aussehen. Auch die Künstler, früher eine Avantgarde, blicken lieber ins Vergangene: Das ORF-Funkhaus müsse erhalten bleiben, lautet die größte Kultur-Initiative seit Jahren. Immerhin hat dort der Heinz Conrads so lieb gesungen und gespielt. Ein Schuft, wer sich daran nicht erinnern will.

Aber mit dem permanenten Blick in den Rückspiegel werden wir nicht weiterkommen. Vor den Wahlen, sogar noch während der Regierungsverhandlungen war die Rede von der Entfesselung der Wirtschaft, von einem Zukunftsfonds, von der Neuordnung der Bürokratie. Und jetzt? Jetzt erzählt der Verteidigungsminister, dass er bei weiteren Sparmaßnahmen im Heer den ganzen Laden aber wirklich neu ordnen müsse. Warum macht er es nicht gleich? Warum schickt er die vielen Beamten, die er jetzt schon nicht braucht, nicht in andere Ministerien, wo über Personalmangel geklagt wird? Wo ist das versprochene Amt der Bundesregierung?

Elite-Ausbildung für alle

Nur Laura Rudas macht alles richtig. Sie verlässt die Politik, was allen Betroffenen guttut, und geht auf eine amerikanische Elite-Universität. Da ist ohne jede Häme zu gratulieren. Aber was machen die jungen Leute, die gerade keine 150.000 Euro flüssig haben? (Wobei wir da von 300.000 verdienten Euro reden, da ja nach unserem "ungerechten und leistungsfeindlichen Steuersystem", ©Maria Fekter, der Staat stets die Hälfte wegnimmt. )

Ändert die SPÖ jetzt ihre Bildungspolitik und ruft nach Elite-Unis für jedermann? Oder soll der laufende Prozess der Individualisierung weitergehen, wonach diejenigen, die es sich leisten können, zunehmend private Bildungseinrichtungen im In- und Ausland frequentieren? Und wird uns die scheidende SPÖ-Geschäftsführerin regelmäßig über ihre Erkenntnisse in Stanford unterrichten? Etwa, dass man sich weder Facebook-Freunde noch die Meinung der Bevölkerung durch Steuermillionen in Gratisblättern kaufen kann?

Wenn die Museen abends geschlossen werden, dreht sich die Erde weiter. Das wird sich auch bei uns noch herumsprechen müssen.

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