Nicht so schlimm? – Trump ist schlimmer

Der US-Präsident beweist mit jedem Tag mehr im Amt: Er ist eine Gefahr für die Welt und für sein Land.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der US-Präsident beweist mit jedem Tag mehr im Amt: Er ist eine Gefahr für die Welt und für sein Land.

von Andreas Schwarz

über Donald Trump

Zwei Tage und einen nationalen Aufschrei bis hin in die eigene Familie hat es gebraucht. Erst dann fand Donald Trump Worte, die jeder zivilisierte Staatenlenker nach dem Aufmarsch Tausender Rechtsextremisten in Charlottesville gleich gefunden hätte: "Rassismus ist böse", Neonazis, der Ku Klux Klan und andere hätten keinen Platz in Amerika. Davor hatte er von Hass und Gewalt "auf vielen Seiten" geschwafelt und sich beharrlich geweigert, den rassistischen Pöbel beim Namen zu nennen. Kein Wunder, ist er doch auch mit dessen Unterstützung Präsident geworden. Und aus dem innersten Kreis der Nationalisten, die ihm für seine Zurückhaltung applaudierten, hat er einen Teil seines Personals rekrutiert, etwa Berater Steve Bannon.

Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass es in den Vereinigten Staaten von Amerika so weit kommen könnte. Aber man hat Vieles nicht für möglich gehalten. Etwa dass ein schwer verhaltensauffälliger Narziss, in dessen Mimik man nur lesen muss, um ihn zu verorten, überhaupt ins Weiße Haus einziehen könnte. Dass er dann mit einem Gutteil seiner abstrusen Vorhaben gescheitert ist, weil Handwerkszeug und kundiges Personal fehlen, hat zu trügerischer Erleichterung geführt: Nicht so schlimm alles, der frühere TV-Reality-Soapstar, die Karikatur eines Präsidenten, kann’s eh nicht.

In Wahrheit ist es noch viel schlimmer.

Verstand und Trump?

Spätestens seit Trumps Atomwaffen-Zumpferl-Streit (pardon!) mit Kim Jong-un ist die Welt gewahr: Der Mann, der Nordkorea mit "Feuer, Wut und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat", droht, sitzt am Knopf. Seine Außenpolitiker versuchen zu kalmieren. Der Verstand sagt, dass auch ein Donald Trump nicht zum Äußersten gehen wird. Dass das Unvorstellbare – ein Atomschlag – aus vielen Gründen nicht passieren wird. Aber: Verstand und Donald Trump? Und ist in der Geschichte nicht auch anderes Unvorstellbares passiert? Im Guten wie im Schlechten, vom Mauer-Fall bis zum Sturz der Twin-Towers als Auftakt einer weltumspannenden Terrorgeißel?

Nein, der Soziopath Trump ist eine Gefahr für die Welt. Eine real gewordene für die USA ist er sowieso. Er hat das Land gespalten in die, die sich vom Schock eines Präsidenten Trump noch nicht erholt haben – wo sind die Demokraten auf dem politischen Parkett? –, und in die, die ihrem Hero die Stange halten. Laut Umfragen ist Trump der unbeliebteste Präsident, den die USA nach so kurzer Amtszeit je hatten. Aber bei seinen Unterstützern überwiegt das Diktum, dass es ihnen jetzt besser geht als zuvor – subjektives Wohlfühlen, weil da einer ist, der die Sprache der Verlierer spricht. Obwohl er Zeit seines Lebens nur ein rücksichtsloser Lebemann mit Fortüne war.

Dass Trump diese Fortüne nimmt, woher immer sie kommt, und sei es vom Auswurf der Gesellschaft am rechten Rand, macht die Lage noch unappetitlicher. Die späte Distanzierung ist kein Zeichen der Lernfähigkeit. Sie unterstreicht nur: Der Mann kann es nicht. Er ist peinlich, unberechenbar und gefährlich. Eine üble Kombination.

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