Wut frisst Wahlen auf
Wut frisst Wahlen auf.
Ein Meer an Mikrofonen und Kameras wie beim Opernball, dabei war das Ereignis für die Parlamentspräsidentin Routine: Eine Gruppe von Bürgern wird, wie bald wöchentlich, mit Unterschriften bei Barbara Prammer vorstellig. Die Bürgerinitiative "Tatort Hypo" hat nicht nur die Wähler-Mehrheit, sondern auch Roland Düringer im Schlepptau. Der Kabarettist erregte jüngst mit einem Bündel empörter Fragen an den Finanzminister Aufsehen – gipfelnd in der Aufforderung: "Dienen Sie nicht weiter den Finanzhaien, sondern uns, denen Sie verpflichtet sind."
Gestern Spindelegger, heute Prammer – "Trainiert Roland Düringer auf Beppe Grillo in Austria?" twittert ZiB2-Anchorman Armin Wolf. Am Abend zuvor füllt Werner Kogler einen Saal in Graz bis zum Bersten, als er erstmals mit seinem "Hypo-Krimi" gastiert. Der grüne Finanzsprecher tourt durchs Land, um für einen U-Ausschuss zu werben. Bisher 50.000 Unterstützer mögen wenig erscheinen. Wer sich umhört, weiß: So unten durch war die Politik von der Spitze abwärts noch nie. Da helfen die Spin-Doktoren-Rezepte von gestern nichts: Schluss mit den Hypo-Geschichten, reden wir über bessere Zeiten. Die Zeche für das Milliardendesaster müssen wir noch Jahre zahlen – und schmerzhaft spüren: Wohnbau-Offensive und Steuersenkung sind eine Fata Morgana, ein neues Sparpaket ist schon am Horizont.
Offen bleibt nur, wo sich die Wut entlädt. Ob gegen die wahren Hypo-Akteure bei Aufarbeitung des Skandals (in einem Weisenrat oder U-Ausschuss). Oder ob allein bei den nächsten Wahlgängen heuer in Brüssel und Bregenz; 2015 in Wien, Oberösterreich, Steiermark und im Burgenland. Je länger Rot-Schwarz eine professionelle öffentliche Aufarbeitung der Causa verweigert, desto wuchtiger wird sich die Wutwelle darob entladen.
Kommentare