Religion ist privat – sagte der Katholik
Ethikunterricht für alle ist ein Gebot aufklärender Bildungspolitik.
Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist in Österreich seit dem Staatsgrundgesetz 1867 garantiert. Die Trennung von Kirche und Staat war damit noch nicht erreicht. Die „politisierenden Prälaten“ der 1. Republik haben aber weder der Kirche noch dem Staat genutzt. In der 2. Republik predigen die Priester Gott sei Dank nur noch von der Kanzel.
Die Bedeutung der katholischen Kirche ist – aus vielen Gründen – geschrumpft, aber jeder ist froh über die Ordensspitäler, wo weder Ausweis noch Kreditkarte verlangt werden. Konfessionelle Schulen erfreuen sich hoher Nachfrage und die Leistungen der Caritas und der Diakonie für den sozialen Ausgleich sind unbestritten. Warum taucht dann im Wahlkampf plötzlich der Religionsunterricht als Streitthema auf?
Es ist ein Problem, wenn rund ein Drittel der Schüler zwei Stunden keinen Unterricht haben. Diskussionen über Glauben und Werte sind gerade in unserer materialistischen Welt dringend notwendig. Erst recht, wo Moslems zu uns kommen, die ihren Glauben auch als öffentliches Statement verstanden wissen wollen. Schon um das zu verstehen, müssen sich die anderen mit dem Islam beschäftigen. In diesem Sinn ist ein Ethikunterricht für alle ein Gebot aufklärender Bildungspolitik.
Sonst spielt Religion im Wahlkampf keine Rolle. Umso erstaunlicher, wie Bundeskanzler Faymann am Freitag im KURIER-Zelt für eine humane Flüchtlingspolitik warb: „Das sage ich als Katholik“. Der Kanzler, der 1983 als Juso ein Fest gegen den Papstbesuch feierte, bekennt sich zur Kirche. ÖVP-Politiker zeigen sich gerne auf Prozessionen und Strache wachelte schon mit dem Kreuz. Über den Glauben lässt sich nicht streiten.
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