Putins Angriff an der humanitären Flanke
Putins Angriff an der humanitären Flanke.
Es ist ein Konvoi, der wie aus dem Nichts auf einmal von Moskau in Richtung Ukraine rollte: Weiß lackierte Lkw, die in Not befindlichen Menschen Linderung versprechen. Bloß, die Mildtätigkeit wird begleitet von viel zu vielen Fragezeichen angesichts der Lage im Osten der Ukraine. Dass dort Hilfe benötigt wird – und zwar in Massen – steht außer Zweifel. Aber: Es gab eine Einigung zwischen Kiew und Moskau über die Konditionen einer Lieferung von Hilfsgütern. Eine Bedingung war die Miteinbeziehung des Roten Kreuzes. Das Rote Kreuz wurde aber außen vor gelassen.
Angesichts dessen, wie Russland in den vergangenen Monaten gelogen hat, bleibt der ukrainischen Führung keine Wahl, als diesen Konvoi zurückzuweisen. Und das weiß der Kreml.
Schlussendlich ist der Konvoi Moskaus damit vor allem eines: eine Show – was auch immer die Lkw geladen haben. Nachdem sich die Separatisten in der Ostukraine über die Grenze zu Russland hinweg monatelang mit modernstem Kriegsgerät eingedeckt und mit Söldnern verstärkt haben und Russlands Behörden davon nichts mitbekommen haben wollen, jetzt milde Gaben?
Es wird den Bewohnern von Lugansk oder Donezk schwer zu erklären sein, wieso Tonnen an Gütern nicht so einfach durchgelassen werden können. Diplomatische Spitzfindigkeiten finden kein Gehör, wenn Existenzen in Trümmern liegen und es ums Überleben geht. Genau darauf zielt Putin wie schon bisher ab: Er bricht Regeln, schafft neue Tatsachen und baut aus Emotionen seine eigene, russische Realität. Was er jetzt in der Ostukraine braucht, ist ein Klima der Unversöhnlichkeit und des Hasses auf Kiew, um einen Stachel im Fleisch der Ukraine zu behalten. Das wird ihm gelingen.
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