Politik darf nicht zum Boxkampf verkommen
Die TV-Duelle sind zu Ende. Aber haben wir nur ein Detail erfahren, wie unser Land regiert werden soll?
Untersuchungen über die Wirkungsweise des Fernsehens füllen die Bibliotheken der publizistischen Institute auf der ganzen Welt. Und sie lassen sich leicht zusammenfassen: Fernsehen ist fast ausschließlich ein emotionales Medium. Gefühle lassen sich optimal transportieren, Fakten nur dann, wenn sie durch Bilder untermauert werden.
In diesem Wahlkampf haben gleich drei österreichische TV-Sender nicht genug von politischer Berichterstattung bekommen können, wobei es mehr um die Inszenierung als um Inhalte ging. Niemand freute sich mehr darüber als Bilder-Zeitungen, wo täglich ein neues Match veranstaltet werden konnte: Wer besiegt wen? Wer schlägt den anderen? Duzen oder Siezen? Kuscheln oder Krieg führen?
Aber wen soll man jetzt wählen? Eva mit den Taferln, den Kanzler mit den Friseuren oder „Spindi“, wie er sich inzwischen rufen lassen muss, mit seinem Spengler?
Und was passiert, wenn Strache Nummer 1 wird? Dann will er ja den Euro abschaffen und Österreich aus der EU führen. Warum hat ihn niemand gefragt, wie er das anlegen will und wohin wir dann unsere Produkte verkaufen werden?
Oder die Koalition zwischen SPÖ und ÖVP wird fortgesetzt. Wer wird dann Bildungsministerin? Und was macht diese Person, damit endlich mehr 15-Jährige lesen und schreiben können? Und wer wird wo in der Verwaltung endlich zu sparen beginnen?
Das Wettrennen um das bessere Licht im Fernsehen ist geschlagen, der Wettbewerb um die notwendigen Reformen wird erst bei den Regierungsverhandlungen stattfinden. Schade, da fragt uns Wähler keiner mehr. Fünf Jahre lang. Bis zum nächsten TV- Beauty-Contest.
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