Politik by Eisenhintern ist nur noch abstoßend

Wer in Sachen Lehrer punkten will, darf sich von den Neugebauers nicht wie Schulbuben vorführen lassen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Neugebauer ist endgültig zum Symbol des sturen Stillstands geworden.

von Josef Votzi

über die Lehrerdienstrechts-Gespräche

Nicht schon wieder und schon gar nicht jetzt. Wer mitten in den Ferien von der Schule spricht, droht bald als Partycrasher zu enden. Wer will dieser Tage an den Alltag erinnert werden – schon gar nicht an diesen: An (unnötig) zeitiges Aufstehen – die meisten Schulen starten früher als vielen Kindern guttut; an hastig vorbereitete Mahlzeiten für die mittags heimkehrenden Sprösslinge – weil Ganztagsbetreuung für berufstätige Eltern noch immer Mangelware ist; an schweißtreibend gemeinsames Brüten über Rechenaufgaben – weil am Vormittag die Zeit fürs Erklären nicht gereicht hat.

Österreichs Regierung hofft dennoch, etwas damit zu gewinnen, dass sie die Schule als Sommerthema inszeniert. Demonstrativ treffen am Samstagnachmittag einmal mehr Lehrergewerkschafter und Beamtenministerin aufeinander. Auf der Agenda steht zum 33. Mal das Wort, das bald keiner mehr hören kann: L-e-h-r-e-r-D-i-e-n-s-t-r-e-c-h-t. Ein Abschluss ist (wieder) nicht in Sicht und auch nicht absehbar. Die Beamtenministerin sah den Verhandlungs-Marathon jüngst bereits bei Kilometer 38. Der Beamtengewerkschafts-Chef lässt sich nur zu einem „Sagen wir, wir sind gestartet“ hinreißen. Unverdrossen auf in Runde 34?

Nervende Taschenspieler-Tricks

Unbeirrt viel Druck macht vor allem Werner Faymann, weil er meint, nur gewinnen zu können. Das Gros der Eltern glaubt er inhaltlich auf seiner Seite. Die Lehrergewerkschaft ist zuvorderst in der ÖVP verankert. Michael Spindelegger kann dennoch nicht ausscheren. Im Gegenteil: Er muss aufpassen von trickreichen roten Strategen nicht im Bremser-Eck einbetoniert zu werden.

Denn Fritz Neugebauer ist mit seiner jüngsten Ansage endgültig zum Symbol des sturen Stillstands geworden. Lehrergewerkschaftschef Paul Kimberger tut alles, um sich als würdiger Nachfolger zu profilieren.

Die Regierung will dennoch weiterhin noch vorm Wahltag einen gemeinsamen Fahrplan vorlegen. Die Gewerkschaft glaubt alle Zeit der Welt zu haben, die Verhandlungen lauwarm am Köcheln zu halten. Schließlich stehen am 29. 9. nur Faymann & Spindelegger zur Wahl. Neugebauer & Kimberger glauben nur aufpassen zu müssen, nicht ganz das Gesicht zu verlieren. Sie wollen nicht die sein, die aufstehen und sagen, was Sache ist: Lassen wir’s bleiben, das wird vor der Wahl nichts mehr.

So wird noch ein paar Wochen quälend taktiert werden – eine Abart von Politik , die vielleicht noch Funktionärsherzen höher schlagen lässt. Taktieren um des klitzekleinsten Terrain-Gewinns und Feilschen im Zeichen des Eisenhinterns ist für alle anderen nur noch abstoßend.

Die Hunderttausenden Eltern und Schüler bewegt in Kürze wieder nur, ob sich der alltägliche Krampf mit den Hausaufgaben am Abend entspannt. Und ob endlich eine generelle Besserung im Schul-Alltag absehbar wird.

Nur daran werden sie messen, ob es für das Sommertheater 2013 um die Schule am Ende gebührenden Applaus oder gellende Buhrufe für Rot und Schwarz gibt.

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