Nobelpreis – glaubt da wer an Frieden?

Die Regierungschefin in Myanmar zeigt, warum die jährliche Preisvergabe schwer überschätzt ist.
Andreas Schwarz

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Das erinnert eher an Donald Trump als an eine Nobelpreisträgerin.

von Andreas Schwarz

über Myanmars Nobelpreisträgerin

Seit Wochen werden im fernen Burma Hunderttausende Rohingya von Militär und Mobs ins benachbarte Bangladesch vertrieben. Die Welt hat’s ja nicht so mit den Muslimen zur Zeit, daher fällt die Empörung verhalten aus. Aber zum Glück ist ja die Regierungschefin des früheren Burma Friedensnobelpreisträgerin.

Jetzt hat sie die Gewalt ... – halbherzig verurteilt und von "Vorwürfen und Gegenvorwürfen" gesprochen. Das erinnert eher an Donald Trump als an eine Nobelpreisträgerin.

Womit wir beim Preis und seinem Gewicht wären: Vor genau 150 Jahren hat Alfred Nobel das Patent auf Dynamit angemeldet (siehe S. 23). Ein Nebenprodukt (Pulver Ballistit) hat den Krieg übel revolutioniert. Nobel, um seinen Ruf besorgt, schuf den Friedensnobelpreis, mit dem seither von Bertha von Suttner bis zu den UN-Blauhelmen verdiente Friedensrufer, -stifter und -erhalter ausgezeichnet wurden.

Das norwegische Nobelpreiskomitee trifft freilich auch schwer umstrittene Entscheidungen: Ein Preis für Henry Kissinger und Le Duc Tho, die Vietnam-Krieger, die irgendwann des Krieges müde waren? Einer für den ehemaligen Kriegsführer Rabin und den früheren Terroristen Arafat für einen (bis heute nicht zustande gekommenen) Nahostfrieden? Einer für Barack Obama für seine "außergewöhnlichen Bemühungen" um Diplomatie und Zusammenarbeit zwischen den Völkern, ehe der auch nur einen Finger als Präsident gerührt und dann wenig Frieden zustande gebracht hat?

Auch der Nobelpreis für Aung San Suu Kyi 1991 galt einer damals medial gefeierten "Ikone", die gegen die burmesischen Militärs aufstand. Heute ist sie auch dank deren Hilfe zahnlos an der Macht.

Den Nobelpreis aberkennen? Das ist nicht vorgesehen. Aber man könnte sich angewöhnen, ihn einfach von vornherein weniger ernst zu nehmen.

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