Dringend gesucht: Eine neue Identität
Was Visionen und Zukunftsvorstellungen betrifft, ist der ORF offenbar ratlos.
Die Doktorarbeit einer Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks sorgt in Deutschland für Aufsehen, berichtet der Spiegel: Anna Terschüren äußert darin Kritik am öffentlich-rechtlichen System. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Werbefinanzierung abzuschaffen sei, hält den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland für überfinanziert und fordert, dass er nur Anspruch auf Gebühren haben solle, wenn er sich klar von Privaten unterscheide.
Harsche Analysen, die einen Nerv treffen: Eine Debatte über Identität und Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks war längst überfällig. Nicht nur in Deutschland. Wie soll er finanziert werden? Worin bestehen seine Aufgaben? Und nicht zuletzt, wie erzeugt man bei den Gebührenzahlern ein Gefühl der Identifikation und die Bereitschaft, monatlich nicht wenig für seine Leistungen zu zahlen? Wohl kaum, indem man „Mein cooler Onkel Charlie“ zeigt und das Land mit einer aufwendigen Image-Kampagne zwangsbeglückt – wie derzeit in Österreich.
Was Visionen und Zukunftsvorstellungen betrifft, ist der ORF, dessen Führung heute und morgen im Rahmen einer Klausur Sparmaßnahmen diskutiert, offenbar ratlos. Schon längst hätte man Grundsätzliches hinterfragen und die Chance der (Krisen-)Situation erkennen müssen, anstatt an der jahrzehntelang erprobten „Was kost’ die Wöd“-Monopol-Haltung festzuhalten und trotzig Kürzungen im Programm vorzunehmen (um damit Druck auf die Politik auszuüben). Weitere Einsparungen bei Eigenproduktionen und bei Qualitätsinhalten bedeuten eine weitere Schwächung des ORF, die sich in kürzester Zeit fatal auswirken wird.
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