Politiker, trotzt den Lobbys!

Beim Rauchen muss Schluss sein mit Rücksichtnahme – auf Wirtschaftsinteressen.
Karin Leitner

Karin Leitner

Beim Rauchen muss Schluss sein mit Rücksichtnahme – auf Wirtschaftsinteressen

von Karin Leitner

über die Raucherdebatte

457.000 Zigaretten hatte Kurt Kuch in seinem Leben geraucht. Er erkrankte an Lungenkrebs. Am Samstag starb der renommierte Aufdecker-Journalist mit nur 42 Jahren. Die Kampagne „Don’t Smoke“ hatte er zuletzt initiiert. Durch Kuchs Tod wird nun nicht bloß in Sozialen Foren heftig über dieses Laster debattiert. Ein generelles Rauch-Verbot müsse her, mit der Qualmerei in Lokalen endlich Schluss sein, wird gefordert.

Tatsächlich wäre es höchst an der Zeit – auch zum Schutz der Raucher, die die Zigarettenmenge auf die Art reduzieren würden. Im November hatte Neo-Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser verkündet, ein totales Rauchverbot umzusetzen – bis Ende 2018. Viel Glück, Frau Ressortchefin! Das hatten schon ihre Vorgänger gewollt. Die Wirtschaftskammer verwahrte sich dagegen, unterstützt von der ÖVP. Heraus kam eine typisch österreichische Kompromisslösung: eine lauwarme Regelung mit Übergangsfristen und Quadratmetervorgaben – an die sich etliche Gastronomen nicht halten. Trotz hoher Strafdrohungen. Kontrolliert wird nämlich schleißig. Lieber auf Körberlgeld verzichten, als sich mit Wirten anlegen, wird in den Ländern gedacht.

Die Sorge, jene, die rauchen, würden nicht mehr ausgehen, weil der Tabak zuhause bleiben muss, ist unberechtigt. Das zeigt sich in Ländern wie Italien und Irland. Österreich liegt beim Nichtraucherschutz im europäischen Vergleich an letzter Stelle (34 Länder wurden untersucht). Und so gilt auch bei diesem Thema: Politiker, habt endlich den Mumm, den Lobbys, vor denen ihr euch ständig beugt, zu trotzen. Hier geht es – anders als bei der Verwaltungsreform – nicht nur um Geld. Es geht um die Gesundheit von Menschen.

Und allen Noch-nie-Tabakinhalierern sei gesagt: Rauchen ist eine Sucht; mit Verboten allein ist der nicht beizukommen. Auch nicht mit Keppelei. Hilfe ist nötig.

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