Bauchaufschwung auf dem Parteitag
Häupl hat am Parteitag wieder große Lust am Amt erkennen lassen
Michael Häupl hat seine politischen Gegner enttäuscht. Wer geglaubt hat, der Bürgermeister sei nach der Wahlschlappe bei der letzten Gemeinderatswahl noch immer angezählt und könnte noch in dieser Amtsperiode die Reißleine ziehen, wurde spätestens an diesem SPÖ-Parteitag eines Besseren belehrt.
„Der Wiener Bürgermeister ist der beste politische Job der Welt. Ich habe noch viel vor“, war kein Lippenbekenntnis. Nach zwei Jahren in der Defensive und Debatten über Gebührenerhöhungen oder Sinn und Unsinn von Volksbefragungen, geht Häupl in die Offensive.
Jetzt rückt der Bürgermeister die Stadtentwicklung ins Zentrum seiner Visionen. Damit Wien keine „beliebige Allerweltsstadt“ wird, wirft er die Stärken des Roten Wiens – Stichworte sozialer Wohnbau, Bildung, Sozialhilfe – in die Waagschale.
Die „Repolitisierung der Politik“ will er zur neuen Arbeitsmethode erheben und mit dem Bild vom Wiener Weg als Kontrapunkt zur europäischen Krise die nötige Stimmung erzeugen.
Für das rote Wien kommt dieser Bauchaufschwung des Parteichefs zur rechten Zeit. Zu oft wurde öffentlich die Frage gestellt, wie lange der Bürgermeister gedenkt, im Amt zu bleiben. Viel zu selten wurde über die Zukunft der Stadt und zu oft über Tagespolitik gesprochen.
Häupl hat am Parteitag wieder große Lust am Amt erkennen lassen. Und strategisch beginnt er sich zu Halbzeit der Periode neu zu positionieren. Die Grünen, immerhin Koalitionspartner in der Stadt, wurden in der Häupl-Rede nicht einmal peripher gestreift.
Denn das wirkliche Ziel des Bürgermeisters ist es, die SPÖ bei der nächsten Gemeinderatswahl in die Alleinregierung zurückzuführen.
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