Kirchen sollen helfen, nicht politisieren

Die politische Kirche der 1. Republik hat versagt, aber die helfende Kirche darf sich zur Gesellschaft äußern.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die politische Kirche der 1. Republik hat versagt, aber die helfende Kirche darf sich zur Gesellschaft äußern.

von Dr. Helmut Brandstätter

über christlich-soziale Politik

Am Anfang war, wie so oft in unserer sinnlos aufgeregten Zeit, ein Tweet: "Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den Jusos bzw. bei den Grünen verbracht." Der liberale Chefredakteur der Welt, Ulf Poschardt, hatte sich offenbar über seinen Pfarrer geärgert. Das kann vorkommen. Auf Twitter aber wurde der Satz als "Poschardt-Evangelium" heruntergemacht, viele definierten für sich und damit allgemeingültig, wer ein guter Christ ist.

In Österreich provozierte SPÖ-Stadtrat Czernohorszky, auch auf Twitter: "Ich wünsche den Christlich-sozialen in der ÖVP frohe Weihnachten und ein baldiges Comeback." Komisch, gerade die SPÖ sekkierte die ÖVP gerne wegen ihrer christlich-sozialen Vergangenheit in der 1. Republik. Soll so ein Regierungsprogramm als unchristlich entlarvt werden? Religion in die Politik?

Die Sache ist eigentlich recht einfach: Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften haben jedes Recht, sich zu Fragen der Gesellschaft zu äußern, sollen sich aber von der aktiven Politik fernhalten. Politiker wiederum tun gut daran, von einem festen Wertefundament aus zu gestalten. Politik ist nicht Nächstenliebe, kann aber Grundlagen dafür schaffen, die Bibel kann keine Anleitung für heutige Handlungen sein. Gerade die wörtliche Auslegung des Koran macht uns ja Probleme. Gelebtes Christentum bedeutet nicht, dass allen alles geschenkt wird und wir alle Flüchtlinge der Erde aufnehmen. Wir sollen helfen, wo wir können, Caritas und Diakonie tun das vorbildlich. Noch ein Tipp aus dem Matthäusevangelium: "Wenn du Almosen gibst, sollst du es nicht von dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun."

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