Historischer Pakt mit offenem Ausgang
Der Westen braucht im Nahen Osten, der auf fast allen Ebenen erodiert, auf Sicht einen berechenbaren, vielleicht ja auch verlässlichen Partner.
Sie sind selten, die guten Nachrichten aus der Welt der internationalen Politik. Und nun hat der amerikanische Präsident der Welt (und sich selbst) gleich zwei beschert: Erst das Ende der anachronistischen Verdammung des Erzfeindes Kuba. Und nun das historische Abkommen mit dem Iran.
Man muss sich das vergegenwärtigen: Vor mehr als 35 Jahren hat ein von den Mullahs angetriebener Mob die US-Botschaft in Teheran gestürmt und quasi den "großen Satan" als Geisel genommen. Der später zur Atommacht strebende Iran wurde von Washington in die "Achse des Bösen" eingereiht. Jetzt gibt es einen federführend von den USA geschmiedeten Pakt mit Teheran. Allein das ist in der Tat historisch, auch wenn es kein Pakt der Freundschaft, sondern einer der einseitigen Kontrolle ist, auf dass der Iran ohne Atomwaffen bleibt.
Noch gibt es viele Hürden, die alles scheitern lassen könnten. Und warnende Stimmen, die dem Iran nicht trauen, die zu Recht seine Unterstützung Radikaler im Kampf gegen Israel anführen, die eine auch militärische Stärkung der Regionalmacht fürchten.
Aber auf der Habenseite steht: Breite Teile der iranischen Bevölkerung, vor allem die Jungen, sind längst schon in einer anderen Welt als jener der rückwärtsgewandten Mullahs angekommen. Der Präsident ist ein Moderater, dessen Offenheit ehrlich wirkt und den die alte Garde gewähren lässt. Und vor allem: Der Westen braucht im Nahen Osten, der auf fast allen Ebenen erodiert, auf Sicht einen berechenbaren, vielleicht ja auch verlässlichen Partner. Es nicht zu versuchen, den Iran "einzufangen" und dazu zu machen, wäre fahrlässig.
Ob das gelingt, wird sich erst nach der Ära Obama weisen. Vorerst wird in seiner Vita eben dieser mutige Versuch geschrieben stehen.
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