Hofer ein Nazi? Van der Bellen Kommunist?

Schwachsinn. Einer der beiden muss als Staatsoberhaupt zunächst die riesige Aufregung einfangen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Ein Österreicher, der ein paar Monate im Ausland war und dabei auch keine sogenannten sozialen Medien genossen hat, würde sich bei der Rückkehr in seine Heimat schön wundern: Wie bitte, da kandidiert ein Nazi gegen einen Kommunisten um das höchste Amt im Staat? Was ist denn da los?

Nur zur Klarstellung: Herr Hofer ist kein Nazi und Herr Van der Bellen kein Kommunist. Die ehemals staatstragenden Parteien SPÖ und ÖVP hatten keine attraktiven Kandidaten, die beiden erfolgreicheren Herren sind ideologisch weit auseinander. Aber wir Bürger haben die Wahl, bestens, also wählen wir aus.

Erschreckend ist das Klima, das überwiegend über Facebook und Co verbreitet wird. Hier machen nicht die viel zitierten Verlierer der Globalisierung, sondern Mitglieder des Establishments wie der Abgeordnete und Ex-Siemens-Manager Deimek die Puls4-Moderatorin Corinna Milborn herunter – "sehr blond" – wobei es noch viel schlimmere Kommentare gab. Journalisten sollen eben unter Druck gesetzt werden. Politiker haben sich immer gewünscht, ihre Botschaften ungefiltert zu vertreiben. Per Facebook können sie das auch, aber vieles stimmt nicht. Die Demokratie lebt von kritischen Fragen und der Aufdeckung von Skandalen. Dafür braucht es unabhängigen Journalismus notwendiger denn je.

Außenminister Kurz meint, wir hätten "ein wahnsinniges Problem mit Political Correctness". Nein, wir haben ein Problem mit fehlendem Anstand, wenn Menschen auf Facebook als Tiere bezeichnet werden.

Einer der beiden Herrn wird Bundespräsident. Seine erste Aufgabe wird sein, für anständigere Debatten und Ruhe im Land zu sorgen. Gezündelt wurde jetzt genug.

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