Gruß aus Hintertupfing
Das riecht nach Wahlkampf made in Hintertupfing.
Nicht einmal jeder Zweite fand es der Mühe Wert, seine Stimme dafür abzugeben. Jeder Vierte will das EU-Parlament abschaffen. Dem Rest bleibt großteils verborgen, was die 766 Abgeordneten den lieben langen Tag in Brüssel eigentlich machen.
Und was unternehmen die EU-Spitzenkandidaten der Regierungsparteien, um an diesem erbärmlichen Befund etwas zu ändern? Der rote Frontmann macht sich nach einem fulminanten Fehlstart rar. Der schwarze Spitzenmann macht dieser Tage als männliche Diva von sich reden. Die erste gemeinsame Diskussion mit Eugen Freund lässt Othmar Karas platzen, weil der Veranstalter mögliche Wunschthemen mit ihm abstimmen wollte. „Nordkorea-Methoden“, lässt er tönern theaterdonnern. Die Einladung zur rot-schwarzen Doppelconférence im ORF schlug Karas „aus Termingründen“ aus. Das riecht nach Wahlkampf made in Hintertupfing. Die hochgelobte schwarze Nummer eins will dem patscherten roten Newcomer keine Bühne für ein mögliches Comeback geben.
Seine mehr als hunderttausend Vorzugsstimmenwähler haben Othmar Karas noch ganz anders in Erinnerung – als einen Außenseiter, der 2009 erfolgreich einen Wahlkampf made in Brüssel hinlegte: Eine Auseinandersetzung mit offenem Visier und guten Argumenten. Von der ÖVP als hoffnungsloser Langweiler ausgebootet, schaffte es Karas so, Ernst Strasser Platz eins streitig zu machen (noch bevor sich dieser zwei Jahre später wegen Korruptionsverdachts selbst in die Luft sprengte).
Setzen Karas & Co weiter auf Wahlkampf made in Hintertupfing, heißt der Held des EU-Wahlabends Harald Vilimsky. Denn dann wird nur eine Gruppe einen triftigen Grund mehr haben, zur Wahl zu gehen: Alle, die jetzt erst recht den 25. Mai zur Abrechnung mit der Politik an sich und Brüssel im Besonderen nutzen wollen.
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