Die Welt wird Trump weiter gut aushalten

Neben den Staatenlenkern Chinas und Russlands wirkt der US-Präsident wie ein großer Irrtum.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Neben ihnen wirkt Trump wie ein Irrtum der Geschichte.

von Andreas Schwarz

über ein Jahr Trump

Diese Woche hat sich die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten zum ersten Mal gejährt, und die Momentaufnahme zum fragwürdigen Jubiläum könnte ambivalenter nicht sein: In den Umfragen ist der Glücksritter, den eine Volte des Wahlsystems ins Weiße Haus gespült hat, der Präsident mit der geringsten Zustimmung nach so kurzer Zeit. Und bei Regionalwahlen in zwei Bundesstaaten bekam das erratische System Trump eine schallende Ohrfeige.

Gleichzeitig stehen seine Anhänger unverbrüchlich zu The Donald: "Er hat absolut alles richtig gemacht", sagte diese Woche ein Bewohner jener "Rustbelt"-Städte, in denen mit der Schwerindustrie alle Hoffnung verloren ging und denen Trump mit "America first" einen neuen Horizont malte.

Der Zufall wollte es, dass der amerikanische Präsident diese Woche auch die Staatenlenker Chinas und Russlands traf, wenn auch Letzteren nur zum Händedruck . Neben ihnen wirkt Trump wie ein Irrtum der Geschichte. Der eine, Xi Jinping, ist uneingeschränkter Herrscher einer Weltmacht, die drauf und dran ist, nach allen Parametern die Nummer 1 zu werden. Der andere, Wladimir Putin, sucht die alte Größe Russlands und wird, Krim hin, Syrien her, zur Zeit beinahe schon wieder salonfähig, Motto: Im Vergleich zum dritten Weltmachtführer ist er wenigstens berechenbar.

Nicht weit gekommen

Das ist die wahre, trübe Bilanz des Donald Trump nach einem Jahr: Er steht für nichts, außer für die Artikulation seines großen Egos. Wohin er mäandert, außer nach "America first", ist weithin unklar. Und in Wahrheit ist es auch nicht wirklich wichtig.

Nein, die Sozialen Medien sind kein Maßstab. Aber selbst dort ist das Entsetzen der ersten Stunden und die Belustigung der ersten Wochen über den allmorgendlichen Twitterer in den Sanitärräumen des Weißen Hauses völliger Gleichgültigkeit gewichen.

So ist es auch auf der Weltbühne: Trump kippt das Atomabkommen mit dem Iran? Soll er, die anderen stehen zu Teheran. Washington bricht mit dem Klimaabkommen? Die USA waren auch vorher keine Umwelt-Vorreiter. Der US-Präsident geißelt daheim die Chinesen und will trotzdem mit ihnen Geschäfte machen? Ja, ja, derweil macht China Weltpolitik ("Offenheit bringt Fortschritt, wer sich abschottet, bleibt zurück", sagte früher Amerika, jetzt sagt es Xi Jinping!). Und Russlands Putin nimmt den Mann, den er wohl mit zum Präsidenten gemacht hat, ohnehin schon lange nicht mehr ernst.

Zu Hause wehrt sich das System einer stolzen Nation dagegen, dass Trump sie first kaputt macht. Die Justiz, gewichtige Republikaner, Lokalpolitiker stemmen sich Entscheidungen des Präsidenten entgegen. Von Ausnahmen abgesehen, ist Trump auf seinem Weg, Amerika umzukrempeln, bisher nicht weit gekommen.

Die Welt mag auf eine vorzeitige Absetzung Trumps hoffen. In Wahrheit wird sie noch ein paar Jahrestage seiner Wahl, nein: nicht feiern. Aber gut aushalten.

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