Die Welt muss ohne USA leben lernen

Donald Trump hat bewiesen: Er hat auf dem internationalen Parkett nichts zu suchen.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der Mann ist eine Zumutung. Eine Beleidigung für den Verstand. Ein Idiot. – Warum darf das nicht einmal genau so gesagt werden, wie man es erlebt? Diplomatische Zurückhaltung hin, Staatspräsident her.

Wer Donald Trump in der vergangenen Woche auf seiner ersten Auslandsreise beobachtet hat, wer seine Körpersprache gesehen und in seinem Gesicht gelesen hat, der braucht seine wenigen inhaltlichen Absonderungen gar nicht mehr zu beurteilen: Der Eintrag ins Gedenkbuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel, die Beiseitedrängung des montenegrinischen Regierungschefs für das Bild in der ersten Reihe beim NATO-Gipfel in Brüssel, der verweigerte Kopfhörer samt Vor-sich-hin-Stieren bei der Rede des G7-Gastgebers in Taormina reicht – eine Mehrheit der Amerikaner (in Wahrheit war es ja, Stichwort Wahlrecht, eine Minderheit) mag den ehemaligen Reality-Show-Moderator zu ihrem Präsidenten gewählt haben. Aber auf dem internationalen Parkett hat der ausgewiesene Soziopath nichts zu suchen.

Die Staats- und Regierungschefs von Angela Merkel abwärts haben das wenig überraschend schnell erkannt. Ein Weltmacht-Führer, der die EU nicht mag, weil das Errichten von Golfplätzen in Europa so schwierig ist, wie er erzählt haben soll? Sie blieben formal höflich, aber auch in ihren Gesichtern ist zu lesen, was sie mit Donald Trump erleben und für welche Katastrophe sie ihn halten. Der Versuch, den erratischen US-Präsidenten einzubinden und eine Zukunft mit ihm zu schmieden, ist krachend gescheitert. Diplomatische Floskeln, dass es in Handelsfragen einen Fortschritt gegeben habe, sind fehl am Platz. Es gibt keinen Fortschritt außer dem, endgültig zu wissen, dass Trump eine unguided missile ist.

Schluss damit, Trump verstehen zu wollen

Schluss also mit den Versuchen, noch irgendwo am Horizont einen Lichtstreif zu suchen, der da hieße: Die USA würden sich schon noch in der Weltordnung als verantwortungsvolle Leading nation beweisen. Schluss mit der Analyse, "America first" sei halt die Devise des neuen US-Präsidenten, und er verfolge eine aus seiner Sicht stringente Politik. Donald Trump beweist jeden Tag das absolute Gegenteil – stringent ist da gar nichts, und leading ist nur sein völlig außer Kontrolle geratenes Ego. Schluss auch mit der Beobachtung, welches Outfit die First Lady trägt und ob sie seine Hand nimmt oder nicht – who cares?

Die Welt, von Europa bis Asien, muss in der nächsten Zeit ohne die USA klarkommen. Sie kann das. Auch wenn die Gefahr besteht, dass Donald Trump mittelfristig einiges kaputt macht. Aber sie dreht sich weiter, auch ohne eine Partnerschaft mit den USA. Und sie kann/darf/muss hoffen, dass der selbst ernannte Kämpfer gegen das sogenannte "Establishment" bald über ein Impeachment stürzt – Anlässe dafür gibt es ja inzwischen genug.

Bis dahin: It’s a desaster, so bad, aber vielleicht ist es ja bald vorbei.

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