Die Verschleierung der wahren Probleme
Menschliche Wesen laufen verborgen unter einem schwarzen Sack hinter einem Mann her, der so seine angeblich von Gott gewollte Überlegenheit genießt. Das ist mehr als befremdlich, das ist abstoßend. Aber zu glauben, mit einem Verbot von Burka und Nikab den Frauen in Österreich helfen zu können, ist im besten Fall naiv, wahrscheinlich aber ein politisches Schauspiel, um Aktivität vorzutäuschen.
Aktiv werden müsste die Politik etwa im Bereich der Schulen und Kindergärten. In staatlichen Institutionen haben weder eine Verschleierung noch ein Kopftuch Platz. Das gilt natürlich für die Kinder, die in erster Linie zu schützen sind. Wer kleine Mädchen verhüllt, missbraucht sie. Das gilt auch für die Praxis,sie nach dem Eintreten der Periode zum Kopftuch zu zwingen. Wie Islam-Experten regelmäßig nachweisen, steht im Koran nichts vom Zwangs-Kopftuch. Das ist eine spätere Erfindung zur Unterdrückung der Frau. Warum sich manche Linke und Feministinnen so schwer tun, diese Erniedrigung von Frauen zu bekämpfen, bleibt ein Rätsel. Die SPÖ-Abgeordnete Nurten Yilmaz sagt im KURIER, eine liberale Gesellschaft müsse eine Burka ertragen. Ja, die Gesellschaft schon, aber Frauen nicht. Vor allem nicht, wenn sie bei uns leben und integriert werden wollen. Die Missionierung Saudi-Arabiens mit Menschenrechten wird uns nicht so leicht gelingen, aber Voraussetzung von Integration bei uns ist mehr als die Kenntnis der Sprache, nämlich die Akzeptanz eines liberalen Gesellschaftsmodells, wo Männer und Frauen gleichberechtigt sind.
Nach Parallelgesellschaft kommt Paralleljustiz
Das ist auch der Unterschied zum Christentum wie es bei uns gelebt wird – und zeigt, dass die Debatte um Kreuze im Klassenzimmer gar nicht dazupasst. Christen, etwa von Caritas und Diakonie, waren die ersten die Flüchtlingen geholfen haben, ohne nach der Religion zu fragen. Die einst mächtige katholische Kirche ordnet sich dem Staat unter. Genau das müssen viele Muslime erst lernen, nämlich, dass staatliche Institutionen immer über der Religion stehen. Das zu vermitteln, ist tägliche Aufgabe, in Kindergärten, Schulen, aber auch in den Moscheen. Darum muss sich die Politik, vor allem Integrationsminister Kurz und die Kommunen kümmern, und nicht um ein paar Touristinnen. Die Parallel – oder besser Gegengesellschaften – entstehen nicht am Wiener Graben, sondern sind bereits in manchen Außenbezirken Wiens und anderen Gegenden entstanden. In vielen Schulen werden Mädchen ohne Kopftuch gemobbt. Das dürfen wir nicht mehr ignorieren. Das Beispiel aus deutschen Städten zeigt, dass der nächste Schritt die Paralleljustiz ist, wo sogenannte Friedensrichter zwischen verfeindeten Familien entscheiden.
Verschleiernde Debatten führt auch Innenminister Sobotka. Er sollte prüfen, wo die bestehende Gesetze besser angewendet werden können, wo Behörden besser kooperieren können, anstatt ständig über neue Maßnahmen zu reden. Mehr Ruhe brächte mehr Sicherheit.
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