Die Regierung wäre besser als ihr Ruf
Die Regierung wäre besser als ihr Ruf.
Können Sie es auch nicht mehr hören – das übliche Gesudere, wenn die Vorsilbe Innen- vor dem Wort Politik auftaucht? "Der Kanzler soll endlich seinen Job machen", tönt aus einem Eck. "Wenn das so weitergeht, müssen wir uns ernsthaft fragen, ob die Koalition noch einen Sinn macht", dröhnt es aus dem anderen. Es ist nicht das erste Mal, dass den handelnden Personen das gegenseitige Gekeife irgendwann selber zum Halse raushängt. Rechtzeitig vor dem langen Pfingstwochenende wurde intern gnädigerweise ein Waffenstillstand im Hauen und Stechen ausgemacht. Der wievielte es ist und wie lange er hält, kratzt bald niemanden mehr.
Denn das hohle Getöse ist alles andere als ein Publikumsmagnet. Es ist längst chic geworden, Augen und Ohren zuzuklappen, sobald ein neues Getümmel am Ballhausplatz anhebt. Das befeuert nicht nur die grassierende Politiker-Verdrossenheit, die – weil pauschal – ungerecht und – weil epidemisch – demokratiegefährdend ist. Der Dauerwahlkampf auf Minimundus-Niveau verstellt auch den Blick auf jene Polit-Profis und Newcomer, die unverdrossen beherzt und erfolgreich ihren Job machen.
Glanzlichter Kurz, Brandstetter & Hundstorfer
Der 27-jährige Sebastian Kurz hat sich auch als Außenminister binnen Kurzem im In- und Ausland einen guten Namen gemacht. Nach der bestandenen Nagelprobe als Staatssekretär für Integration in den zwei Jahren davor hat sich Kurz damit endgültig als Personalreserve für jeden Spitzenjob der Republik qualifiziert.
Der 56-jährige Späteinsteiger in die Politik, Wolfgang Brandstetter, ist vielleicht gerade deshalb erfrischend unkonventionell. Im Skandal um einen verwahrlosten 74-jährigen Häftling hat der Justizminister nicht beschwichtigt oder gar bei Vorgängerin Beatrix Karl Anleihe genommen ("Strafvollzug ist kein Paradies"). Er sagt, "Ich bin zornig", und will nach Suspendierung der Verantwortlichen jetzt auch "die Fehler im System" beheben.
Rudolf Hundstorfer überlässt, wo immer er kann, öffentliche Scharmützel lieber anderen. Der Sozialminister verbringt so wenig Zeit wie möglich am Schreibtisch und ist Rekordhalter bei Betriebsbesuchen. Er mahnte erst im vorwöchigen Sonntag-KURIER einen anderen Umgang miteinander ein: "Es ist eine immense Belastung für die Koalition, weil kein Mensch versteht, warum man keine steuerliche Entlastung macht und in der Regierung nicht einmal darüber redet", so Hundstorfer.
Geredet wird inzwischen darüber. Bisher zwar lautstark , aber leichtgewichtig auf offener Polit-Bühne – und vorsätzlich fahrlässig aneinander vorbei.
Jede Firma, die so geführt würde wie die Republik, wäre längst pleite. In der Firma Österreich richten sich die Vorstände in der Zentrale und Filialleiter in den Bundesländern mit Hingabe öffentlich aus, was der jeweils andere zu tun oder unterlassen hätte, müsste, sollte...
Wenn die Regierung so weitermacht, wie sie in die Pfingstferien gegangen ist, vermögen auch ihre neuen Glanzlichter den verspielten Ruf nicht mehr zu retten.
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