Die Kirche wird durch die Wahrheit stärker

Ein Buch bringt neue Beweise über Intrigen im Vatikan. Da kann man dem Papst nur viel Kraft wünschen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Niemand kann Interesse daran haben, dass diese Institution jetzt geschwächt wird.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Kirche

Die Finanzen des Vatikan beschäftigen nicht nur zahlende Katholiken seit Jahrzehnten. Vor über 30 Jahren wurde bekannt, dass die Vatikanbank in Drogenhandel und Geldwäsche involviert war, Banker aus ihrem Umfeld wurden ermordet. Damals versprach der Papst Johannes Paul II. Aufklärung, durch die dicken Mauern rund um den Petersplatz drang aber nur wenig nach außen. Vor drei Jahren tauchten dann Dokumente von Papst Benedikt auf, wo es um Korruption, Intrigen und eine "Homosexuellen-Lobby" ging.

Papst Franziskus begeisterte durch Aufrichtigkeit und Bescheidenheit. Als Kardinal muss er von der Misswirtschaft gewusst haben. Er begann, sie zu bekämpfen – und wurde selbst bekämpft. Das neue Buch des Journalisten Gianluigi Nuzzi deckt nun schlimme Vorgänge in der Führung der katholischen Kirche auf, aber das kann den Papst nur stärken. Der Vatikan-Sprecher argumentiert zwar, bei den jetzt veröffentlichten Dokumenten handle es sich um "überholte Informationen", aber das ist ein vergeblicher Versuch, so zu tun, als ob Franziskus schon finanzielle Transparenz und echte Reformen geschafft hätte. Nur – so schnell mahlen die Mühlen des Vatikan nicht. Dem Papst kann das neue Skandalbuch aber nur helfen, endlich ordentlich durchzugreifen.

Ob Katholik oder fern der Kirche: Niemand kann Interesse daran haben, dass diese Institution jetzt geschwächt wird. Kirchliche Einrichtungen helfen bei der Flüchtlingskrise, sie brauchen Spenden. Und anstatt Furcht vor dem Islam zu verbreiten, sollten wir uns auf das gute Erbe des christlichen Glaubens besinnen: Die Einhaltung der 10 Gebote und Nächstenliebe. Das sind auch die einzigen Rezepte für die Reform der Kirche.

Kommentare