Die Deutschen sind nicht an allem schuld
Das wird für ganz Europa ein schwieriger Lernprozess, erst recht in Zeiten der Krise.
Der deutsche Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sagt im neuen Spiegel: „Die anderen Staaten in Europa erwarten von Deutschland Führung, kein Auftrumpfen.“ Und Schröder hat für Kanzlerin Angela Merkel sogar ein Kompliment bereit: „Sie übt die Führung zurückhaltend aus.“
Entgegen der Stimmung auf den Straßen in Zypern, Griechenland oder Spanien sitzen die Schuldigen an der Euro-Krise nicht in Berlin, sondern in den Regierungen der betroffenen Länder. Zwei Vorwürfe werden gegen die Deutschen ja erhoben: Sie hätten zu viel exportiert und dadurch zu den Schulden im Süden verleitet; und sie würden zu billig produzieren. Beides ist falsch.
Schon 1984 haben die Gewerkschaften in der Bundesrepublik den Einstieg in die 35-Stunden-Woche erstreikt. Die Beschäftigten haben aber die Arbeitszeitverkürzung durch erhöhte Produktivität ausgeglichen. Und dass die Autos aus Stuttgart oder Ingolstadt technisch ausgereifter sind und das bessere Design haben, kann man den dortigen Technikern nicht vorwerfen.
Besonders widerlich aber sind serbische Historiker und Politiker, die jetzt auf die anti-deutsche Stimmung aufspringen und von einer „Verschwörung Berlins und Wiens gegen Serbien“ sprechen. Der Einsatz der Deutschen im Rahmen der NATO im Kosovokrieg 1998/’99, beschlossen von Rot-Grün, war kein Akt des Imperialismus, sondern diente dem Schutz von Zivilisten.
Die Deutschen haben ihre Lektion gelernt. Sie sind zwar ob der Attacken verunsichert, aber verantwortungsloser Nationalismus ist von keiner künftigen Bundesregierung zu erwarten. Die Zeiten, in denen Deutschland nur in Fragen der Wirtschaft Führung zeigte, sind aber auch vorbei. Das wird für ganz Europa ein schwieriger Lernprozess, erst recht in Zeiten der Krise.
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