Cybermobbing ist kein dummer Streich

Strafen für Psychoterror im Netz können Jugendliche abschrecken. Aber sie alleine reichen nicht.
Barbara Wimmer

Barbara Wimmer

Jeder zweite Schüler in Österreich wird gemobbt. Nirgendwo sonst in Europa sind es so viele, wie eine Studie zeigt. Der Unterschied zu früher: Der Psychoterror hört nicht einfach auf, wenn die Jugendlichen zu Hause sind. Sie bekommen rund um die Uhr gehässige Nachrichten via WhatsApp, oder werden mit Unwahrheiten über sich selbst auf Facebook konfrontiert. Seit Jahresbeginn ist Cybermobbing ein eigener Straftatbestand, der mit bis zu drei Jahren Haft geahndet werden kann. Etwa dann, wenn das Opfer online mit Mord bedroht wird.

Damit will die Justiz noch deutlicher als bisher sagen: Beschimpfungen im Internet sind kein Kavaliersdelikt. Doch die Strafandrohung eignet sich höchstens zur Abschreckung. Die meisten Mobbing-Fälle betreffen nämlich Kinder unter 14 Jahren. Diese können aber nicht strafrechtlich belangt werden und wissen das meistens auch. Eine weitere Lücke des Gesetzes: Erst wenn eine Gruppe ab zehn Kindern am Mobbing beteiligt ist, wird der Fall strafrechtlich erfasst. Gerade im Internet verstecken sich Mobber aber häufig hinter ihrer Anonymität und sind nur schwer zu entlarven. Nicht selten wird es an Beweisen mangeln.

Neben dem neuen Gesetz ist es daher weiterhin wichtig, Kinder und Jugendliche mit ihrem Problem keinesfalls alleine zu lassen oder gar die Schuld bei ihnen zu suchen. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Eltern – oder auch Kind und Lehrer – kann dabei helfen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Cybermobbing ist kein dummer Streich. Noch ein Tipp: Wenn Kinder früh lernen, selbstbestimmt zu agieren, werden sie sich in schwierigen Situationen besser zu helfen wissen.

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