Auf Trittbrettfahrt im Reich der Mitte
Wladimir Putins Hinwendung nach China soll den Westen schrecken – wird es aber kaum tun.
Es gab Zeiten, lange vor dem Mauerfall-Jubiläum, da war die Sowjetunion Weltmacht und China eine Art loser Partner, ehe es zum Bruch der beiden kommunistischen Systeme kam und Moskau nur die militärische Stärke der Chinesen respektierte.
Heute ist Wladimir Putins Russland auf der Suche nach entschwundener Größe, während China als Weltwirtschaftsmacht Nummer zwei auf dem Sprung ist, die USA zu überholen.
Dass der russische Präsident im Rahmen des Gipfels der Pazifikanrainer ( APEC) heuer bereits zum fünften Mal mit Chinas Staatschef Xi Jinping zusammentrifft, hat weniger mit neu entdeckter Liebe zu tun als mit realpolitischer Not. Putin hat mit seinem Ukraine-Abenteuer zwar wieder ein Stückchen ehemaligen Sowjet-Territoriums unter seiner Kontrolle und mit seinen Provokationen im Westen Angst vor einem neuen Kalten Krieg geschürt. Aber er hat sich damit Sanktionen eingetreten, die die russische Wirtschaft spürt, der Rubel schwächelt, mittelfristig wird Europas Energieabhängigkeit von Russland schrumpfen – also braucht es einen neuen Markt.
Die jüngsten Abkommen über Gaslieferungen ins Reich der Mitte sollen auch zeigen, dass der muskelspielende Putin den Westen nicht braucht.
In Wirklichkeit sind die Abkommen schöne Geschäfte für China, das sich trotz "gebremsten" Wachstums auf dieser Welt kauft, was es will, von Afrika bis Europa – Putin ist da allenfalls ein Trittbrettfahrer auf dem chinesischen Erfolg, von Peking für seine eigenen Interessen benutzt. Das wird Russland (neuntgrößte Wirtschaftsmacht der Erde) ebenso wenig zu alter Größe führen wie Putins Rabaukentum in Osteuropa.
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