Aktive "Senioren"

Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Wer 60 Jahre alt wird, bekommt im Museum eine billigere Karte. Komisch. Es wird also vorausgesetzt, dass 60-Jährige nicht mehr arbeiten und weniger Geld haben. Und das, obwohl Männer erst mit 65 Jahren in Pension gehen dürfen. Theoretisch. In der Praxis arbeitet nur mehr eine Minderheit der 65 Jährigen. Und Politiker drücken sich vor echten Pensionsreformen, aus Angst vor der nächsten Wahl. Genau diese Politiker aber haben keine Lust, ihre Ämter aufzugeben, im Gegenteil: Rudolf Hundstorfer wird mit seinen 64 Jahren vielleicht der "Junior" bei den kommenden Wahlen zum Bundespräsidenten sein. Und die Lust an der Tätigkeit jenseits der Pensionsgrenze bezieht sich nicht nur auf das höchste Amt im Staat: Erwin Pröll hat deutlich gemacht, dass er im Jahr 2018, mit 71 Jahren nochmals für fünf Jahre in Niederösterreich kandidieren will.

Warum also wollen Politiker die Menschen vor Arbeit schützen, können selbst aber nicht aufhören? Sicher, es ist einfacher, einen Schreibtisch in einem Unternehmen oder Ministerium zu verlassen, als die Macht, die Politiker offenbar jung hält. Aber die Bewerbung von Senioren für das Amt des Bundespräsidenten sollte Anlass für eine ernsthafte Pensionsdebatte sein. In Schweden und anderen Ländern gibt es Modelle, wonach die Rente angespart wird, also längere Arbeitszeiten auch höhere Auszahlungen bringen. Bei uns scheut man sogar die Diskussion darüber, wie der Effekt der steigenden Lebenserwartung im Budget aufgefangen werden kann. Aber künftig werden wir ja eine Expertin oder einen Experten für Arbeiten im Alter in der Hofburg haben.

Kommentare