Was spricht gegen eine erfolgreiche GroKo?
Große Koalitionen haben nicht den Ruf, nur für den Notfall zu taugen
" Angela Merkel schien einst unbesiegbar. Jetzt könnte ihre Zeit ablaufen." Was die ,Washington Post' am Wochenende nobel zurückhaltend formulierte, schlagen deutsche Medien der Kanzlerin seit der Wahl um die Ohren. Auch solche wie etwa der ,Stern', für die "Mutti Merkel" bis zum Wahltag nichts falsch machen konnte, prügeln sie als Alt-Politikerin, die nicht weiß, wann es genug ist, fröhlich aus dem Amt. SPD-Chef Schulz und sein CSU-Pendant Seehofer, die niemandem mehr zu vermitteln seien, gleich dazu.
Genau die drei feilschen seit Sonntag wieder an einer Neuauflage der Großen Koalition. Von der laut aktueller Umfrage 54 Prozent glauben, dass sie sich positiv auf Deutschland auswirken würde. Während laut anderer Erhebung die Deutschen lieber Neuwahlen wollen als eine GroKo. Kann das gut gehen?
Spannend: Anders als in Österreich haben große Koalitionen der Volksparteien SPD, CDU/CSU in Deutschland so gut wie gar keine Tradition und auch nicht den Ruf, nur für den Notfall zu taugen. Im Gegenteil: Die zwei Perioden, in denen Merkel einer solchen Regierungsform vorstand, waren geprägt vom guten Überstehen der großen Krise (2005-2009) und vom großen Wirtschaftswunder (2013-2017) – Deutschland steht nach allen Parametern so gut da, wie nie. Trotz der Merkel gerne vorgehaltenen Zaudereien, oder vielleicht gerade wegen ihrer Behutsamkeit. Nur die Flüchtlingskrise dämpfte Merkel das letzte Wahlergebnis.
Daher: Außer einem erratischen Parteivorsitzenden bei der SPD und einer Profilierungs-Periode bei der schwächelnden CSU spricht eigentlich nicht viel dagegen, dass Merkel mit einer neuerlichen Großen Koalition Erfolg haben könnte. Von medialen Vorurteilen und Vorverurteilungen einmal abgesehen.
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