Kleiner Mann, was nun?
Das 3:0 im Fernduell Merkel-Schulz war ein Eigentor.
Diese Niederlage ist krachend, und sie schmerzt doppelt: Dass die SPD ihre "Herzkammer" an die CDU verloren hat, ist das schlimmste denkbare Desaster – denn das 3:0 im Fernduell Merkel-Schulz war ein veritables Eigentor. Die SPD in NRW warb nämlich mit genau jenem Thema, mit dem Schulz die Wahl im Herbst gewinnen wollte: "Zeit für Gerechtigkeit".
Dass stattdessen die Zeit der CDU gekommen ist, lässt Schulz im Vergleich mit der Kanzlerin fast bis zur Unkenntlichkeit schrumpfen. Will man nicht ganz ins politische Nirwana abdriften, muss die SPD sich fragen, was sie denn mit Gerechtigkeit am Hut hat. Denn dass es im strukturschwachen NRW nicht genügend Wähler gäbe, die gern mehr Gerechtigkeit hätten, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass sich eben jene Wähler von der SPD nicht angesprochen fühlen – und dass sie Schulz den "kleinen Mann aus Würselen" nicht abnehmen. Er blieb im wichtigsten Wahlkampf vor dem Herbst viel zu vage. So verkam sein Kampf "für die da unten" zur hohlen Phrase. Die SPD hat ein großes Problem mit dem "kleinen Mann" – löst sie das nicht, ist Schulz’ Zeit bald vorüber.
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