Zündstoff: Triumphzug der Widersprüche
Manchmal macht Fußball einfach keinen Sinn", schrieb Sports Illustrated nach dem denkwürdigen Finale der Champions League.Einspruch.Fußball macht Sinn. Und zwar gerade, weil er manchmal keinen Sinn zu machen scheint.Wenn Red Bull Salzburg das Double gewinnt, ohne die viel zitierte "Mannschaft der Herzen" Österreichs zu sein, dann ist das durchaus sinnvoll: Viel Geld und professionelles Denken machen den Meister. Wird hingegen so gearbeitet wie bei der Austria, oder wird Emotion über Vernunft gestellt wie bei Rapid oder Sturm Graz, dann reicht das eben nicht.Sinnvoll ist es auch, wenn Aufsteiger Admira Österreich im Europacup vertritt. Mit der Emotion eines charismatischen Eigenbrötlers wie Didi Kühbauer ist es offenbar möglich, die sogenannte Papierform über den Haufen zu werfen.Es macht sogar Sinn, wenn Barcelona als beste Mannschaft der Welt weder Champions League noch spanische Meisterschaft gewinnt. Zuletzt waren viel zu viele Schönheitspreise an dieses Jahrhundert-Ensemble vergeben worden. Und dann stellt sich plötzlich heraus, dass die scheinbar ranzige Verteidigungsstrategie des FC Chelsea ausreicht, um die Champions League und den FA-Cup zu gewinnen. Und es überrascht nicht, dass ein italienischer Trainer (Roberto Di Matteo) dieses Kunststück vollbringt. Noch dazu nach einer verpatzten Saison in der Premier League.Dass der FC Bayern sowohl Meisterschaft als auch den deutschen Cup an Borussia Dortmund abtreten musste und schließlich auch im Lebenstraum-Finale in München an Chelsea scheiterte, macht ebenfalls Sinn. Weil viel Geld und professionelles Denken eben keinen Meister machen.Moment. Das ist doch ein Widerspruch zu Red Bull Salzburg, wo – zwar nur auf der bescheidenen österreichischen Ebene – genau diese beiden Komponenten fürs Double gereicht haben.Ja. Doch genau solche Widersprüche, Ungerechtigkeiten, Unvorhersehbarkeiten machen den Fußball aus und sorgen dafür, dass sich 1,1 Millionen Menschen in Österreich an einem Samstag mitten in der Nacht ein Match anschauen. Seit der Fußball-Steinzeit versuchen Fußball-Alchemisten mit immer mehr Geld die Zufallskomponenten dieser Sportart zu zügeln. Teilerfolge wie jener des Multimilliardärs Roman Abramowitsch schüren dieses ewige Bestreben. Doch erst wenn es tatsächlich einem gelingt, die perfekte, die über Jahrzehnte unschlagbare Mannschaft zu erschaffen, hätte der Fußball seinen Sinn verloren.
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