Zündstoff: Im Spielzeuggeschäft der Milliardäre
Und? Alle materiellen Weihnachtspflichten erfüllt? Nicht einmal am 24. Dezember ist der Sportteil einer Zeitung der richtige Platz für eine Kabinenpredigt in Sachen wahre Werte.Nachdenken muss trotzdem erlaubt sein: Zum Beispiel darüber, dass Fußballklubs wie Manchester City, Real Madrid und viele andere Vereine weit über ihre Verhältnisse leben. Die sportlichen Finanzkonstrukte unterscheiden sich kaum von dubiosen Börsenspekulationen und sind zudem auch wettbewerbsverzerrend.Darüber, dass sich russische Oligarchen Millionenklubs als Spielzeug leisten und parallel dazu jegliches soziale Engagement vermissen lassen. Darüber, dass die Formel 1 nicht nach Indien passt, wo sich 500 Millionen Menschen nicht einmal ein Fahrrad leisten können. Dass der Streit um die Millionen-Gagen der NBA-Basketballer eine obszöne Verzerrung der US-Realität ist: Diese Supermacht entwickelt sich gleichzeitig unaufhaltsam zu einem Entwicklungsland zurück.Dass utopische Segelboote beim Volvo Ocean Race um sehr viel Geld auf Frachtschiffe geladen und durch Piraten-Reviere transportiert werden müssen, um der Konfrontation zwischen immensem Reichtum und der Kriminalität einer bettelarmen Welt auszuweichen. Dass in Zeiten einer klimatischen Weltbedrohung Fußballstadien gebaut werden, in denen Zigtausende Zuschauer auf angenehme europäische Temperaturen heruntergekühlt werden sollen, weil ein paar skrupellose, korrupte Funktionäre an den kleinen Wüstenstaat Katar eine Fußball-WM vergeben haben. Dass Golfplätze auf Wüstensand mit Trinkwasser bewässert und Ski-Hallen beschneit werden, während gar nicht weit davon entfernt Millionen von Kindern verdursten oder todbringendes Wasser trinken müssen.Völkerverbindend ist der (Spitzen-)Sport nur sehr bedingt. Und ihre Unschuld hat die schönste Nebensache der Welt ebenso längst verloren wie Weihnachten.
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