Zündstoff: Die Lückenbüßer
Wer ein Nike-Leiberl trägt oder Pepsi Cola trinkt, der läuft Gefahr, aus dem Olympiapark zu fliegen. Das ist zwar kaum vorstellbar angesichts der 70.000 unverwüstlich freundlichen Volunteers, aber eine Richtlinie. Das IOC hat einen Pool von Sponsoren. Nur diese dürfen in den olympischen Arealen als Schriftzug vorkommen.
Die Markentreue schlägt gar seltsame Blüten: Sogar die Logos der Klo-Spülungen sind überklebt, weil die Hersteller nicht zum Pool gehören. Bei den Jugendspielen in Innsbruck funktionierten sie daher nicht, weil sich die Logos in den Sensoren befanden und ebenfalls überklebt waren. Man könnte diese angeblich so professionellen Richtlinien ja noch hinnehmen, wäre das IOC ein makelloser, konsequenter Konzern. Doch das ist absolut nicht der Fall.
Sogar Premier David Cameron und Londons Bürgermeister Boris Johnson haben sich lautstark zu Wort gemeldet, weil bei durchaus attraktiven Bewerben sehr viele Zuschauerplätze leer bleiben. Die sportverrückten Engländer protestieren dagegen. Auch, weil sie sich nicht nachsagen lassen wollen, desinteressiert zu sein.
Der Grund für die Lücken auf den Tribünen hat tatsächlich nichts mit den Londoner Fans zu tun. Viel mehr gab es gewisse Kontingente für VIPs, vor allem aber für Nationale Olympische Komitees. Und deren Tickets verfallen buchstäblich reihenweise. Dem IOC ist das egal, solang die TV-Quoten stimmen, solang NBC- und BBC-Regisseure die leeren Plätze so selten wie möglich ins Bild rücken.
Nebenbei wurden bereits 29 Schwarzhändler in Handschellen abgeführt, die versucht hatten, illegal Tickets zu Wucherpreisen loszuwerden. Das empört die stets der Fairness verbundenen englischen Sportfans noch viel mehr. Denn diese Tickets können nur von offiziellen Funktionären aus der Hand gegeben worden sein. Also haben sich wieder einige Mitglieder der olympischen Familie (im weitesten Sinne) illegal bereichert.
Wie auch bei allen FIFA- und UEFA-Großveranstaltungen, wurde auch in London den Geschäftsleuten, Taxifahrern und Wirten das ganz große Geschäft versprochen. Diese Rechnung geht nicht auf, weil nur jene Unternehmen, die mit dem IOC im Boot sitzen, den Rahm abschöpfen. Das heißt aber auch, dass manche Sponsoren gar keine Sponsoren, sondern Profiteure sind, die in den offiziellen Arealen mit Wucherpreisen Gewinn machen. Bewusste Vorspiegelung falscher Rahmenbedingungen also, wodurch vor allem kleine Unternehmen jetzt durch die Finger schauen.
Olympia ist ein ekelhaftes Geschäft. Würde einem nicht fantastischer Sport geboten, müsste man sich angeekelt abwenden.
juergen.preusser@kurier.at
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