Zündstoff: 5500 Stunden NBC

Zündstoff: Falsches Täter-Profil
Fast vier Milliarden Euro oder wie der teuerste Deal der Fernsehgeschichte zustande kam.
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Ryan Lochte gegen Michael Phelps – alle vier Jahre entdecken die Amerikaner ihre olympischen Helden. Und obwohl die sportverrückte Supermacht mit Football und Baseball zwei nicht olympische Sportarten als Nummer 1 und 2 wertet, lässt sie sich den Spaß etwas kosten.4,4 Milliarden Dollar, also fast vier Milliarden Euro zahlt der Medien-Gigant NBC für die olympischen TV-Rechte bis 2020. Im Rennen um Olympia wurde das starke Duo ABC/ESPN ebenso ausgestochen wie der Riese Fox. Und damit kam der teuerste Deal der Fernseh­geschichte zustande.Schon für Vancouver und London waren es 2,2 Milliarden. Die Winterspiele von 2010 (800 Millionen) seien überzahlt gewesen, sagt Dick Ebersol, der Olympia-Chef von NBC. Da hatte NBC sogar leichte Verluste zu beklagen. Wenn alles klappt, darf er sich gute Chancen ausrechnen, zum US-Manager des Jahres gewählt zu werden.Auch bei Tokio 1964 war NBC bereits mit im Boot. Damals wurden zwölf Stunden Programm produziert. Nein, nicht täglich: während der gesamten Spiele! Heute produziert NBC 5500 Stunden. Neun Sender, die dann auch noch regional weiter­verzweigt sind, übernehmen die NBC-Beiträge. Erstmals werden alle Kanäle professionell und mit riesigen Mannschaften bestrahlt und beschallt.

Emotionen

Das Motto: Emotionen, Emotionen und noch einmal Emotionen. Als gutes Beispiel wurde den NBC-Leuten immer wieder das Video vom ergreifenden Jubel des österreichischen Gewichthebers Matthias Steiner vorgespielt, nachdem er in Peking für Deutschland Gold gewonnen hatte.1500 NBC-Mitarbeiter sind für Olympia 2012 im Einsatz. 1000 davon direkt in London. Einer davon ist der 46-jährige Österreicher Andreas Walk. „Viele Nicht-Amerikaner gibt es bei uns nicht“, sagt er. Etwa 300 seiner Kollegen kennt der Journalist inzwischen persönlich. Das Team, das sich ausschließlich um Rekord-Olympiasieger Michael Phelps kümmert, besteht allein schon aus zehn Mann. Auch gestern, als er über 400 Meter Lagen vier Sekunden hinter Sieger Ryan Lochte nur Vierter wurde.Auch andere Fernseh­stationen betreiben gewaltigen Olympia-Aufwand. Beim ORF schätzt man etwas vorsichtig auf knapp 100 Mitarbeiter in London. Angesichts der nicht gerade rosigen Medaillenaussichten auch nicht gerade wenig, doch Olympia ist zu einem extrem komplizierten TV-Ereignis geworden.Das ist gleichzeitig die große Gefahr an diesem medialen Wahnsinnsunterfangen: Die Spiele – nicht nur die Eröffnung – sind inszeniert. Fast nichts – abgesehen von den Wettkämpfen – ist natürlich. Oft selbst die Emotionen. Denn jeder Fehler würde Millionen kosten.

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