... und täglich grüßt Herr Baldauf
Zufälle gibt's! Dienstag, 6.08 Uhr, 42 Minuten vor Sonnenaufgang. Es läutet an der Wohnungstür von Dinko Jukic. Draußen steht ein guter alter Bekannter des zweifachen Europameisters im Schwimmen: Dopingjäger Bernhard Baldauf ist wieder da - mit einem neuen Assistenten. Neulich erst war Baldauf der wichtigste Zeuge im Doping-Verfahren gegen Jukic gewesen. Und siehe da: Die nationale Anti-Doping-Agentur schickt zwei Wochen später denselben Kontrolleur. Interessantes Auswahlverfahren. Der passende Gesetzestext ist aus Gummi: § 9 (3) Die Unabhängige Dopingkontrolleinrichtung hat für die Einleitung von Dopingkontrollverfahren im Einvernehmen mit der Auswahlkommission (§ 4 Abs. 2 Z 6) einen Dopingkontrollplan (§ 1a Z 5) zu erstellen und diesen regelmäßig entsprechend den neuesten Erkenntnissen zu aktualisieren. Immerhin hatte Baldauf bis April 250 Kontrollen vorgenommen, wie er im Jukic-Verfahren zu Protokoll gab. Viele davon mit seiner Frau als Assistentin. Für jede Probe bekommt ein Doping-Jäger gut 80 Euro. Ein ganz brauchbarer Nebenverdienst für einen Beamten der Exekutive wie Baldauf. Apropos Nebenverdienst: Dreißig Stunden war im Fall Jukic verhandelt worden. Zählt man die Stundensätze für die fünf Kommissionsmitglieder zusammen, so könnte das Verfahren auf gut 20.000 Euro gekommen sein. Die NADA habe besonders gewissenhaft sein wollen, sagte der Kommissionsvorsitzende Gernot Schaar zur "längsten Verhandlung, die wir je hatten."
Übung macht den Meister
Diese Gewissenhaftigkeit auf Kosten der Steuerzahler wurde im eigentlichen Fall Jukic vernachlässigt: Baldauf hatte am 24. Mai nicht gewusst, ob Urin- und Blutprobe als eine oder zwei Proben zu werten seien. Jukic war das Training gestattet worden, nachdem er im Protokoll per Unterschrift bekundet hatte, dass er einen Test ablegen wolle. Während des Trainings rief Baldauf seinen Chef Michael Mader an und fragte, was er tun solle. Mader kam ins Stadionbad, und beendete den Test. So kam es zum Verfahren wegen Verweigerung. Spätestens nachdem der Antrag auf sofortige Suspendierung abgewiesen worden war, zeichnete sich ab, dass Jukic straffrei ausgehen würde. Nun, Fehler sind menschlich: Also schickte die NADA denselben Tester noch einmal zu Jukic. Übung macht den Meister. Diesmal verdiente Baldauf seine gut 80 Euro leichter: Der Test dauerte nur 15 Minuten.
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