Freistil-Ringen
Seltsam, wenn der Satz "Ich reiß` euch den Arsch auf" als körperliche Bedrohung verstanden wird. Könnte da der eine oder andere vom gebürtigen Kroaten Dinko Jukic noch ein bisserl Wienerisch lernen?
Ungern, denn Jukic wurde gerade für zehn Monate gesperrt. Freilich erst, nachdem man sich mit seinem vierten Olympia-Platz gebrüstet hatte. Hält sich Jukic an seine Ankündigung, müsste er seine Karriere beenden. Oder doch nicht?
Am 15. September wird der Vorstand des Schwimmverbandes gewählt. Paul Schauer ist höchst interessiert, Präsident zu bleiben, weil er andernfalls als ÖOC-Vize auch nicht zu halten wäre. Diese Position wiederum ist eine Art Beschäftigungsgarantie fürs öde Pensionsleben.
Ergo versprach Schauer grundlegende OSV-Reformen. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme, denn ohne Reformversprechen würde er einen eventuellen Gegenkandidaten stärken.
Und was kreischen da die Möwen von den Startblöcken? So einen Kandidaten könnte es geben. Immerhin tauchte urplötzlich eine ziemlich einschlägige Studie (www.peterhayek.com) auf.
500 Österreicher wurden befragt, 76 % stimmten der von Jukic geäußerten Kritik am Verband zu, 80 % sprachen sich gegen eine Sperre des Olympia-Vierten aus (4 % dafür), 74 % glauben, dass der aktuelle Vorstand keine Änderung bringen werde, 69 % meinen, er solle nicht mehr kandidieren.
Ob so eine Umfrage die OSV-Vereine bis zum 15. September überzeugen kann? Jukic spekuliert wohl damit. Ein Machtkampf im Freistil (Ringen, nicht Schwimmen).
Indirekt werden die Klubs ja auch darüber abstimmen, ob ein Sportler aus ihren Reihen wegen Kritik aus dem Verkehr gezogen werden kann. Um Beschimpfungen geht es längst nicht mehr: "Tatsache ist, dass durch die von Herrn Jukic gesetzten weiteren Aktivitäten eine deutliche Erweiterung des Tatumfangs erfolgte." So schrieb Schauer in seiner Olympiabilanz am 14. August – kurz bevor das "unabhängige OSV-Gericht" urteilen musste.
Wie, bitte? Tatumfang? Es ging um Medien-Interviews bei den Spielen in London.
`tschuldigung: Welches Jahrhundert haben wir?
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