Feueralarm
Als Reporter muss man redseligen Sportlern ja dankbar sein in einer Welt, die von sterilen Werbebotschaften gekennzeichnet ist. Wer den Mut hat, den Mund aufzumachen, tappt allerdings mit bestechender Regelmäßigkeit in die Falle.
Am Tag, nachdem Markus Rogan mit Aussagen über Hermann Maier einen medialen Flächenbrand ausgelöst hatte, schüttete Dinko Jukic kübelweise Öl in ein ganz anderes Feuer: Der Streit mit einigen Verbandsfunktionären wegen eines anstehenden Disziplinarverfahrens eskaliert.
Markus Rogan hingegen scheint sein öffentliches Leben als permanenten Intelligenztest zu empfinden. Die Gratwanderung zwischen G’scheit und Blöd spielt in der Wahrnehmung des Stanford-Absolventen eine übergeordnete Rolle. Dabei ist die Gefahr groß, selbst auf der falschen Seite des Grates abzurutschen.
Rogan sagte sinngemäß: Um zu gewinnen, sollte man nicht besonders denkfähig sein, damit der Kopf nicht im Weg ist. Und er stellte die Frage, warum Armin Assinger nur vier Rennen gewonnen habe, Hermann Maier hingegen fünfzig.
Trugschluss
Indirekt beleidigte er damit nicht nur Maier, der das als höchst undiplomatischer Sprücheklopfer durchaus verschmerzen wird, sondern auch sich selbst: Rogan ist der erfolgreichste Schwimmer, den Österreich je hatte.
Viel umstrittener ist der generelle Inhalt der Rogan-Aussagen: Im modernen Spitzensport ist ohne ein gehöriges Maß an Intelligenz nämlich genau gar nichts mehr zu gewinnen. Und die Gefahr ist groß, dass die Rahmabschöpfer einer oft drittklassigen Polit-Szene und einer durch jammervolle Manager schwächelnden Wirtschaft durch solche Sprüche zu einem Trugschluss kommen: Sportler sind sowieso blöd – das sagen sogar Sportler!
Rogan sollte sich der Gefahr bewusst sein, dass Sportler als schwitzende, hirnlose Muskelberge abgestempelt werden. Und das ist in unserer Wohlstandsgesellschaft definitiv die falsche Botschaft.
Wahrheiten
Wahr ist vielmehr: Niedriges Bildungsniveau – wenig Sport, Fast Food. Hohes Bildungsniveau – viel Freizeitsport, gesunde Ernährung. Fragen Sie nach bei Ihrem Internisten: Die unteren Schichten sind mit Gesundheitsbotschaften kaum zu erreichen.
Darum wird in den USA jetzt schon versucht, die Fast-Food-Giganten McDonald’s und Burger King ins Boot zu holen: Salat auf Krankenschein, lautet ein Plan. Stark fetthaltige Nahrungsmittel sollen per Gesetz mit Warnhinweisen versehen werden wie derzeit die Zigarettenpackungen.
In Österreich ist die nationale Volksverfettung zwar noch nicht so weit fortgeschritten, doch solche Maßnahmen wären undenkbar. Sie wären aber auch gar nicht notwendig, würde man den Wert eines sportlichen Lebens schon im frühen Kindesalter erkennen und dann vor allem in den Schulen fördern.
Erfolgreiche Sportler sind in diesem Modell die idealen Werbefiguren. Doch für die Wirtschaft und daher für die Sportverbände, die von dieser Wirtschaft leben, müssen sie als sterile Models auftreten und kuschen. Allerdings heißt undiplomatisch und aggressiv nicht unbedingt dumm. Manchmal sogar das Gegenteil. Und durch Vorsicht und Rücksicht sind sie nicht so weit gekommen.
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