Das Schlamassel

Die rechtswidrige Behandlung der ehemaligen Regierungschefin Julia Timoschenko hat die Ukraine in eine Art politische Isolation geführt. Nicht aber in eine sportliche: UEFA-Präsident Michel Platini sagt, dass sich Fußball nicht für politische Zwecke einspannen lassen dürfe.Doch genau das passiert, wenn die UEFA nichts tut. Dann nämlich wird die Fußball-Europameisterschaft zu einer politischen Machtdemonstration und Image-Kampagne für den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Und indirekt zu einer Rechtfertigung der Menschenrechtsverletzungen, die unter seinem Regime normal sind.

Forderung

Deutsche Politiker erwarten klare Zeichen der UEFA gegen dieses Regime. Unter anderem solle Platini die sofortige Haftentlassung der schwer kranken Julia Timoschenko fordern, die wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren in einem Straflager verurteilt wurde und im zweiten Prozess wegen Steuerhinterziehung und Amtsmissbrauchs mit zwölf weiteren Jahren rechnen muss.Das Problem begann mit der Vergabe der EM an ein derart instabiles Land. Dies war eine politische Entscheidung, die auch auf politischer Ebene bewältigt werden muss. Der Vorschlag der deutschen Grünen, wonach Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der EM Timoschenko im Straflager besuchen solle, klingt daher noch am vernünftigsten.

Schwarzen Peter

Von den Sportlern eine politische Botschaft zu erwarten, ist jedenfalls der falsche Weg. So wurden einzelne Athleten, die gegen die Olympischen Spiele in China protestiert hatten, von ihren eigenen Verbänden zurückgepfiffen. Auch Formel-1-Piloten sind indirekt angehalten worden, die Zustände in Bahrain nicht zu kommentieren.Immer, wenn Sportler verbal ihr Metier verlassen, werden sie heftig kritisiert. Warum sollen sie sich also jetzt den Schwarzen Peter zuspielen lassen? Die Politik und die absolut nicht unpolitische UEFA haben der Fußballwelt das ukrainische Schlamassel beschert. Also ist auch klar, wer es jetzt ausbaden muss.