wunder WELT: Red Bull

wunder WELT: Red Bull
Joachim Lottmann über den Energy Drink.
Joachim Lottmann

Joachim Lottmann

Ich nahm einen tiefen Schluck Red Bull. Die Maria denkt schon lange, ich sei von dem Zeug abhängig. Bin ich auch. In Deutschland gibt es kein Red Bull, also nicht in dem Ausmaß. Ich glaube, es ist in einigen Bundesländern sogar verboten. Weil es total knallt. Ich sage also zu der Maria, dass sie auch profitiere von meinem Red Bull. "Jössas! Wieso dös denn?" Ich führe aus, ich sei immerhin viel feuriger geworden. Und leistungsstärker. Ganze Nächte könne ich durcharbeiten. Sie entgegnet, Ende der Neunziger hätte es bei ihr die ganze Redaktion genommen, aber ihr sei nur schlecht davon geworden. Ängstlich fügt sie an, das müsse ich für mich behalten. Also, dass sie alle voll drauf waren auf Red Bull. "Klar, Baby. Wenn das rauskommt, ist es vorbei mit dem Ruf der Zeitung. Hat der Chefredakteur es auch genommen?" - "Jo." -"Gespritzt oder nur getrunken?" -"Konnte man ja nur trinken." Das waren ja schöne Nachrichten. Eine ganze Zeitung redbullabhängig. Wie in einer Bananenrepublik. Auch der beste Verein hing angeblich an der Firma, Red Bull Salzburg, Champions League. Und der Weltmeister der Rennfahrer auch. Und jede Trafik hatte es, jeder Billa, jede Tankstelle. Selbst das Fernsehen gehörte dazu. Red Bull war für Österreich das, was Nokia für Finnland. Der einzige globale Player. "Schatzl, wenn man euch Red Bull wegnimmt, wäre das so, als nähme man den Afghanen ihr Opium. Das wäre vielleicht im Interesse der imperialen Weltmächte, aber nicht Österreichs." "Aber greislich schmeckt's trotzdem." - "Im Gegenteil. Es schmeckt wie Gummibärchen." - "Sag' ich doch." - "Und es verleiht Flügel." - "Warum sogst mer des, i mog's net!" Ich zeigte ihr den formlosen Vertrag von Mateschitz, den er mir auf der Technoparty in Salzburg gegeben hatte. "Ja, servus!", rief die Maria aus und nahm jetzt ebenfalls einen tiefen Schluck von dem rosafarbenen Gesöff.joachim.lottmann(at)kurier.at

Kommentare