Die Auto-Abschlepper

wunder WELT: Kreislauf
wunder WELT: Joachim Lottmann über Polizisten, Strafzettel und Aufschreiber.
Joachim Lottmann

Joachim Lottmann

Das Erlebnis mit dem Auto-Abschleppen war schon arg. Ich werde nie diesen traurigen Typen mit den meterlangen grauen Haaren vergessen, der da draußen im Nirgendwo unser Auto wieder freigab. Eine Kafka-Situation. Er hätte auch mit den Kopf schütteln und 850 Euro statt 250 verlangen können. Und mein Jackett, samt Sonnenbrille und iPhone. In Berlin wird ein falschparkendes Auto einfach auf den nächsten freien Platz gezogen. Der Besitzer wird nicht ruiniert, sondern wie ein netter Mitbürger behandelt. Jeder hilft dem anderen, vor allem jene, die von der Gemeinschaft dafür bezahlt werden. Aber, auch das will ich sagen: Solange ich ein deutsches Kennzeichen hatte, haben mich alle Wiener Polizisten supernett behandelt. Ich bin jeden Abend volltrunken – aus strafrechtlichen Gründen nenne ich keine Promillezahl – vom Anzengruber nach Hause ins Schloss Laudon gefahren. Die Kieberer hielten mich an, sahen das deutsche Kennzeichen, sahen meine Papiere, darunter das Schreiben des Bundespräsidenten, das mich als Gast der Republik auswies, und begannen selbst mit dem Schmäh. Man verstand einander, mochte einander – und ich konnte weiterfahren. Unter uns: In Preußen wäre ich in der gleichen Situation ins Zuchthaus gewandert. Bei Wasser und Brot hätte ich über meine Scherzhaftigkeit nachgrübeln können. Wegen womöglich versuchter Beamtenbeste­chung hätte ich obendrein im Lande Angela Merkels ein weitaus höheres „Bußgeld“ an den Staat überweisen müssen als zehn Mal Abgeschlepptwerden in Wien.Blöderweise bleibt es nicht dabei. Ich habe Pech mit dem Parken. Obwohl ich dieses längliche Papier immer ausfülle, klebt jedes Mal ein Strafzettel an der Scheibe. Oft kam ich nur Minuten zu spät. Die Aufschreiber sehe ich nie. Wo sind sie? Wie sehen sie aus? Haben die keinen Schmäh, oder was? Lieber Leser, bitte hilf mir dabei und schreib mir eine E-Mail zu dem Thema!

joachim.lottmann(at)kurier.at

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