Wer bestimmt, was ein Job wert ist?

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Grotesk wird's, wenn Branchen entwertet werden, weil Frauen hinzukommen

von Mag. Sandra Baierl

über Männer und Frauen und Einkommen

Immer, wenn es ums Geld geht, wird die Sache besonders schwierig. Fast immer, wenn es ums Geld geht, haben Frauen das Nachsehen.

Männer verdienen mehr – so weit, so bekannt. In der Energieversorgungsbranche liegt der Männeranteil bei 81 Prozent, das Medianeinkommen bei 50.636 Euro. Das Gesundheits- und Sozialwesen hat einen Frauenanteil von 78 Prozent. Das Medianeinkommen liegt hier bei 20.263 Euro.

Grotesk wird das Einkommensspiel, wenn in Männerberufen zunehmend Frauen arbeiten – und deshalb die Bezahlung sinkt. Wenn also ganze Branchen entwertet werden, weil Frauen in den Markt einziehen.

Was Fragen aufwirft: Wer entscheidet, was ein Job wert ist und wie wird das Einkommensniveau in einer Branche definiert? Sind Techniker wirklich so viel mehr wert als Krankenpfleger und zählt am Ende tatsächlich nur, wer mehr bares Geld erwirtschaftet? Welchen Stellenwert hat der gesellschaftliche Nutzen einer Arbeit?

Kein Nachfrage-Phänomen

Das Angebot-und-Nachfrage-Prinzip und die gesellschaftliche Wichtigkeit scheinen beim Gehaltsniveau eher wenig Rolle zu spielen. Pflegepersonal wird seit Jahren dringend gesucht, viel Nachfrage also, die Bezahlung in diesem Bereich ist nach wie vor schlecht. Kindergärtner und Volksschullehrer – meistens sind es -innen – sind „wichtig für die Zukunft des Landes“ heißt es – aber ihre Einkommen spielen sich in den unteren Bereichen ab (AHS-Lehrer hingegen haben ein höheres Einkommen, es gibt hier mehr Männer).

Man könnte meinen: Gehaltsniveaus sind subjektiv, eine reine Sache der Definition. Entscheidungsträger in Männerbranchen setzen offenbar ein höheres Einkommensniveau an als Entscheidungsträger in Frauenbranchen. Aber auch in Frauenbranchen haben meist die Männer das Sagen.

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