Vielleicht wird der Fehler zum Post-it
... im Zweifelsfall schieben wir die Schuld gerne jemand anderen zu. Fehler? Ich? Niemals!
Im erwachsenen Weltbild sind Irrtümer nicht vorgesehen. Da kommen wir Österreicher nahe an die Null-Fehler-Kultur der Deutschen heran. Vielleicht nicht ganz so strikt, dafür schieben wir im Zweifelsfall die Schuld gerne jemand anderen zu. Fehler? Ich? Niemals!
Ausprobieren, anders machen
Es stimmt natürlich: Fehler sind unangenehm, kosten Geld, richten Schaden an. Weshalb sich Ärzte und Piloten – hier kann es fatal enden – seit Jahren einen offenen Zugang zu Fehlern verordnet haben. Da wird ordentlich dokumentiert, analysiert, werden Fehler in weitere Prozesse mit einbezogen. Was passiert ist, soll tunlichst nicht wieder passieren. Mehr noch: Man will aus den Irrtümern neue Erkenntnisse ziehen, will lernen.
Im Innovationsprozess, bei Entwicklungen, im Management – Fehler passieren laufend, passieren überall. System Trial and Error. Innovatoren sehen das als Chance, treten für eine starke Fehlerfreundlichkeit ein und würdigen das produktive Potenzial des Fehlers. Selbst das Deutsche Institut für Normung definiert Fehler mittlerweile offener, „als einen Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt“. Ein Ergebnis ist also nicht wie ursprünglich gedacht, es ist anders, aber deshalb nicht unbedingt schlecht.
Der Aspekt des Lernens ist die wichtigste Komponente im Umgang mit Fehlern. Im täglichen Business ist das weniger einfach, als es klingt: Wenn Kunden unter Fehlern leiden, wenn Bilanzen durch Fehler verschlechtert werden, wenn Mitarbeiter aufgrund von Fehlern ihre Ziele nicht erreichen, braucht es viel Toleranz, um die guten Aspekte an den Irrtümern zu sehen. Und relativierenden Weitblick: Welche Tragik ist tatsächlich passiert? Nicht alles kann man schönreden, aber aus Fehlern hat sich auch schon Erstaunliches entwickelt. Sonst wäre die Welt ohne Post-it und Penicillin.
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