Und dann die Frage: Wofür das alles?
Mit sturem Blick auf die nächste Beförderung, verlieren High Performer den Blick aufs Lebensganze
Mitte 30 ist ein schwieriges Alter für High Performer. Die Jobs entwickelten sich bis dahin gut, Chancen hat man genützt, es geht schön und stetig nach oben. Man pendelt sich souverän auf mittelhoher Ebene ein, hat Erfahrung gesammelt, sich einen Namen gemacht. Die Motivatoren für den beruflichen Aufstieg? Ansehen, Einfluss und Macht, Freiraum und Gestaltungsraum. Es geht ums Geld oder um das große Chefbüro oder um ein starkes Dienstauto. Die meisten wollen all das auf einmal, viel davon und so schnell wie möglich.
So ein Aufstieg kostet Kraft. Oft ist man Mitte 30 müde nach den Jahren getaner Arbeit, nach der hohen Investition in die eigene Karriere. Wer sich bis dahin nicht komplett selbst verlassen hat, beginnt zu reflektieren. Eine erste Bilanz wird gezogen. An deren Ende steht oft die Frage: Wofür das alles?
Weiter – mit Blick auf das Leben
Laut Philosophin Rebekka Reinhard empfinden die meisten Menschen diese Frage als provokant. Die wenigsten hatten bis dahin Zeit, sich eine Antwort zu überlegen. Mit dem Fokus auf hochgesteckte Ziele, mit sturem Blick auf die nächste Beförderung, verlieren High Performer oft den Blick auf das Lebensganze. Sie rackern sich ab, streben, kämpfen – und bleiben dabei selbst auf der Strecke. Die Sinnfrage ist unter den Mitte-30ern oft gehört, Ernüchterung oft gesehen.
An dieser Abzweigung gibt es zwei Richtungen: Weiter wie bisher, nochmal Anlauf, alle Kraft zusammennehmen, vorwärtsstreben, bis – vielleicht – ganz nach oben. Das kann gelingen, sicher ist das aber nicht. Und das Leben rauscht vorbei. Andere Möglichkeit: Das Leben ins Leben inkludieren, Prioritäten verschieben, justieren, überlegen, was wichtig ist und die Wofür-Frage beantworten. Das schließt ein weiteres Karrierestreben nicht aus, aber hoffentlich die Wunderbarkeiten des Lebens mit ein.
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