Sehnsucht nach Verrücktheiten
Ganz schlau wird man aus Richard Branson nicht. Nur der Träumer ist ihm sicher.
Ganz schlau wird man nicht aus ihm. Als Richard Branson diese Woche für einen Nachmittag nach Wien kommt, wirkt er getrieben. Nach getanem Antwortspiel läuft er möglichst schnell wieder von der Bühne. Er ist milliardenreich, hat 400 Unternehmen, keine Zeit, investiert in Projekte, die andere nicht einmal andenken können. Seine Fluglinie ist defizitär, er ist unkonventioneller Managerstar, risikofreudiger Abenteurer und mit seinen Charity-Projekten ein unermüdlicher Rufer nach einer besseren Welt. Projekte verfolgt er „ganz oder gar nicht“, an seine zwölf Millionen Follower twittert er aber nicht selbst. Und doch: Der 63-jährige Verfasser von „Screw Business as usual“ ist vieles, aber nicht Mittelmaß. Er hat verrückte Vorstellungen und die wunderbare Verspieltheit, an sie zu glauben.
Träumen und anecken
Trotz konträrer Facetten und dem immensen Marketinggetue: Diese Verspieltheit des Richard Branson ist erfrischend, lässt ihn aus der grauen Masse der Durchschnittstypen herausleuchten. Er ist einer, der selbst in seinem eigenen Vorstand mit seiner Meinung alleine dasteht. Ein Branson hat den Einfluss – und das Geld –, die Dinge trotzdem voranzutreiben. Er schreibt damit Geschichte.
Und wir? Wie oft halten wir überzeugt dagegen und verfolgen verrückte Ideen? Träumen von etwas ganz anderem? Nicht, dass Querdenker in Firmen besonders geschätzt würden. Wer dagegen spricht, ist ein Querulant, unbequem und anstrengend. Für diese bunten Vögel gibt es zwei Wege: Sie rühren entweder in den Konzernen um und schauen, wie weit sie damit kommen (die Chancen auf Rauswurf oder Heldentum stehen 70:30). Oder sie gründen ihr eigenes Business und tun, wie sie wollen. Die Nonkonformisten der neuen Generation scheinen Letzteres zu bevorzugen. Sie werden sich ihre Welt ohne Vorlage zeichnen.
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