Mitten in einer neuen Gründerzeit

Die klassische Karriere? Gibt es nicht mehr. Stattdessen macht man sich selbstständig. Was sonst?
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Statt sich von einem mies bezahlten Praktikum zum anderen zu hanteln, macht die Generation Y lieber ihr eigenes Ding

von Mag. Sandra Baierl

Lieber selber, alleine

The Times, They Are a-Changin’ (Bob Dylan, 1964).

Wollte ein junger Mensch früher eine Firma gründen, waren seine Eltern meist nicht restlos begeistert und meinten, er solle besser etwas Sicheres, etwas Seriöses machen. Die Ausbildung abschließen und dann bei einem der großen Konzerne anheuern, sich bis zum Geschäftsführer hinaufarbeiten, oder noch besser Arzt oder Anwalt werden.

Heute ist der Arbeitsmarkt so vielfältig und unsicher wie seit Jahrzehnten nicht. Den klassischen, vorhersehbaren Karriereweg gibt es nicht mehr. Die großen Konzernkarrieren auch nicht, dort werden Mitarbeiter zu Hunderten abgebaut statt aufgenommen. Viele Berufe haben ihr schönes Image eingebüßt – der Arbeitsmarkt ist angespannt und zerklüftet, die Arbeitslosigkeit hoch wie nie zuvor in der Zweiten Republik. Alternativen zur Karriere von früher werden von den neuen Generationen nicht nur gewünscht, sie sind notwendig, weil die Rahmenbedingungen keine guten sind.

Lieber selber, alleine

Eine Wirtschaft in der Krise, die gerade nicht mit wahnsinnig guten Jobangeboten winkt, und eine veränderte Einstellung zur Arbeit insgesamt, lösen unter den Jungen eine neue Gründerzeit aus. Statt sich von einem mies bezahlten Praktikum zum anderen zu hanteln, statt sich in Konzernen hochzudienen, in denen nichts als der Sparkurs dominiert, macht die Generation Y lieber ihr eigenes Ding, arbeitet nach ihren Vorstellungen, schafft sich ihre eigene neue Arbeitswelt. So entstehen Start-ups und Co-Working-Spaces, entsteht eine neue Community, in der Ideen wachsen, in der neue Geschäftsfelder erschlossen werden. In den vergangenen fünf Jahren ist hier in Österreich viel passiert – siehe jährliches Pioneers Festival, siehe neue Möglichkeiten der Unternehmensgründung (GmbH light), siehe engagierte Business Angels wie Hansi Hansmann oder Werner Wutscher, siehe erfolgreiche Jungunternehmer wie Runtastic-Mastermind Florian Gschwandtner oder die Gebrüder Stitch, siehe neue Möglichkeiten der Finanzierung wie etwa Crowdfunding.

Dass der Aufbau eines Unternehmens von null weg nicht einfach ist, wissen diese Gründer. Sie wagen es trotzdem, nicht nur, weil die Alternativen fehlen. Sie wollen vielmehr ihre Idee großziehen, irgendwann damit gutes Geld verdienen, schon jetzt aber spätestens dann frei und unabhängig sein. Sie haben diesen völlig neuen Spirit, ein unternehmerisches Gen, das sie neue Wege einschlagen lässt. Gut so. Denn die Zeiten, sie haben sich geändert.

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