Lernen, was der Markt will
Die Jugendlichen werden systematisch für den Markt hergerichtet, kritisches Hinterfragen treibt man ihnen aus
Wer ist stärker, wenn Mensch und Markt aufeinanderprallen?
In einer Diskussion an der Uni Wien erzählte Rektor Heinz W. Engl von seinen Anfängen als Student. 16 Kilobyte hatte der Computer damals, 1971 konnte man mit so etwas tatsächlich arbeiten. „Das war eine völlig andere Welt als heute“, sagte der Rektor. Es wäre aber keineswegs vergeudete Zeit gewesen. Die Universität vermittelte damals Grundlagenwissen, von dem man auch später, vermeintlich längst überholt, noch enorm profitieren könne.
Völlig anders sieht das Claus Raidl, der Präsident der Nationalbank. Er ist Anhänger des verschulten FH-Systems. Breites, unspezifisches Allgemeinwissen ist seine Sache nicht. Raidl denkt marktgesteuert, stellt sich die Frage: Bilden die Schulen und Hochschulen das aus, was Menschen für ihren Beruf brauchen? Sein Befund ist eine Absage an die Universitäten: „Die Jahre, die man an der Uni verbringt, kann man anderswo gewinnbringender verbringen.“
Gebildet und unvermittelbar
In der Ausbildung entscheidet immer stärker der Markt, was und wie gelehrt wird. Die Jugendlichen werden systematisch für den Markt hergerichtet, kritisches Hinterfragen und philosophisches Diskutieren treibt man ihnen aus. Die Unis werden verschulter, die Fachhochschulen waren es immer. Sie sind zudem besonders wirtschaftsnah, am Lehrplan steht, was das Business braucht. Eine völlig ökonomisierte Ausbildung, keine Menschenbildung. Der Humboldt’sche Ansatz, die Erziehung zur Freiheit, zum kritischen Geist, die Bildung der „Gesinnung und des Charakters“ – alles Vergangenheit.
2013 hat die humanistische Lehre eine traurige Position, wer geisteswissenschaftlich gebildet ist, gilt als schwer vermittelbar.
Wer ist stärker, wenn Mensch und Markt aufeinanderprallen?
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