Jeder kann alles sehen – just google it

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Wer glaubt, er kann im Internet die Hose runterlassen und keiner sieht’s, irrt gewaltig.

von Mag. Sandra Baierl

über Online-Präsenz und Peinlichkeiten

Für die Nachbarkanzlerin ist das Internet Neuland* (wo liegt das eigentlich, hinterm Mond?). Offenbar auch für Millionen andere Twitteranten: Sie probieren jeden Tag, was im Web geht – und da geht viel. Veröffentlichen Banales und Peinlichkeiten.

Spannend ist: Das Web ruft eine völlig neue Dimension des Exhibitionismus hervor. Hier wird geblufft und ausgeplaudert, hergezeigt, bloßgestellt, beleidigt und verulkt, als gäbe es kein Morgen. Dabei hat das Internet morgen nichts von dem vergessen, was heute online geht.

Die Hose runterlassen

Auch im Management ist das Web längst die erste Adresse bei der Recherche zu einer Person. Der Geschäftsführer erzählt, er google sein Gesprächsgegenüber, noch bevor es zu einem Termin kommt. So auch Bewerber: „Ich schau’ mir den Lebenslauf an und gebe gleichzeitig den Namen in die Suchmaschine ein – ganz automatisch“, erklärt er. Der Uni-Professor wiederum macht auf eine gefinkelte Such-Variante von Technikfirmen aufmerksam: „Werden rare Superspezialisten gesucht, gehen Headhunter auf Amazon, schauen sich die Fachliteratur zum Thema an und recherchieren die Personen, die Postings zu diesem Thema geschrieben haben.“

Womit schnell klar ist: Was im Web steht, zählt. Wer glaubt, er kann im Internet die Hose runterlassen und keiner sieht’s, irrt gewaltig. Private Fotos haben im Web nichts verloren. Das seriöse, professionelle Image behält, wer höchst vorsichtig agiert, zurückhaltend ist, durchaus auch ein wenig inszeniert und vor allem nur das veröffentlicht, was auch im Management-Meeting an die Wand gebeamt werden könnte. Weil im Web kann jeder jederzeit alles sehen: Just google it!

*Wir wollen festhalten: Das Internet gibt es seit mehr als vierzig Jahren, von der breiten Masse wird es seit Mitte der 1990er genutzt.

Kommentare