Hirsebällchen und Lillifee
Da wird reduziert, aufgegeben, abserviert. Ausgeschieden, was das Leben einmal ausgemacht hat.
Mir wird versichert: Als Nicht-Mutter bist du ahnungslos. Du weißt nicht, was mit einem Baby auf dich zukommt, was sich alles verändert – und dass sich alles verändert. Der Job, die Abendtermine, die beruflichen Erfolge: Alles, was vorher Bedeutung hatte, wird durch ein Kind auf einmal infrage gestellt. Wird hintangestellt. Mit einem Kind fokussiert sich alles auf das Kind – und auf sonst nicht mehr viel.
Vieles, wofür Frauen jahrelang aufgestanden sind und gekämpft haben – die gute (teure) Ausbildung, der oft harte Aufstieg im Unternehmen, ihre persönlichen Erfolge, die finanzielle Unabhängigkeit – all das ist plötzlich nicht mehr wichtig. Zumindest nicht so wichtig, als dass sie es weiterführen wollten.
Reduzieren und verwerfen
Da wird zurückgeschraubt und reduziert, aufgegeben und abserviert. Nach und nach aus dem Leben ausgeschieden, was das Leben ausgemacht hat. Das Ergebnis sind gut ausgebildete Frauen, deren Lebensinhalt die gesunden Hirsebällchen in bpa-freien Plastikdosen sind, die sich mit Lillifee und Star-Wars-Lego auskennen, die Termine mit der Spielgruppe vereinbaren statt mit dem Chef. Mütter unterdrücken die eigenen Bedürfnisse, um sich 24/7 um den Nachwuchs zu kümmern und nehmen diese Radiusverkleinerung wie selbstverständlich hin, gewöhnen sich daran und halten trotz möglicher Zweifel daran fest.
Nach ein paar Jahren Einseitigkeit kommen sie in den Job zurück: Aber nur ein paar Stunden, nur in Teilzeit, oder sie machen irgendwas eigenes. Kindermode oder Fotografie oder so.
Zu einem facettenreichen Rollenmodell, zu einem erfüllten Leben gehört aber mehr. Mal Business, mal Partner, mal Familie, mal Kind, mal Sport, mal Freizeit, mal Kultur – mal man selbst. Wenn Frauen alles aufgeben, bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Am wenigsten von ihnen selbst, meint eine Ahnungslose.
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