Denn sie wissen nicht, was sie wollen

Sandra Baierl

Sandra Baierl

Die wenigsten Teenager haben eine Vorstellung, was sie einmal werden wollen

von Mag. Sandra Baierl

über die Jungen und ihre Planlosigkeit

Wir besuchen eine Handelsakademie in Niederösterreich, sprechen vor 45 Schülerinnen und Schülern, 17 und 18 Jahre alt, Maturajahrgang oder ein Jahr jünger. Wir reden über das Berufsleben und über Karrieren. Einstiegsfrage meines Co-Redners Conrad Pramböck von Pedersen & Partners: "Wer von Ihnen weiß, was er oder sie nach der Matura machen will? Wer weiß, was er werden möchte?"

Zwei junge Frauen zeigen auf. Zwei von 45. Die eine möchte den Hotelbetrieb ihrer Eltern übernehmen, die andere Chemie studieren und in einem Labor arbeiten. Alle anderen haben keine Ahnung, was sie nach ihrer Matura, im Juni dieses oder nächsten Jahres, mit ihrem Leben anfangen sollen. Auf die nächste Frage, wer denn ein Studium machen möchte, zeigten etwa die Hälfte aller Anwesenden auf – sie wollen "irgendwas studieren".

Nachfragen, bitte

Dieser Einstieg in die zweistündige Auseinandersetzung mit Job und Karrieren ist nicht ungewöhnlich – die wenigsten Teenager haben eine Vorstellung davon, was sie einmal werden wollen. Dramatisch ist dieses Feedback allemal. Wer nicht weiß, wohin er geht, wird nirgendwo ankommen. Oder kommt ungesteuert irgendwo hin – mit geringen Chancen, den großen Glückstreffer zu landen.

Wieso die Jugend so wenig Vorstellung von ihrem Leben hat? Die meisten von ihnen kommen aus einem überbehüteten, gesättigten Umfeld, jedes Bedürfnis wird sofort erfüllt, Träume und Wünsche kommen so erst gar nicht auf. Dazu kommt die Ernüchterung der Jugendlichen über eine Wirtschaftswelt, die ihnen derzeit ohnehin nichts zu bieten hat.

Und: Offenbar gibt es auch im Umfeld der Jungen zu wenig Interesse, diese Lebensentscheidung eingehend zu besprechen. Eltern, Großeltern, Lehrer und Freunde, bitte stellt doch endlich (wieder) die Frage: "Was willst du einmal werden?"

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