Alles geht sich niemals aus
Im Bemühen, an allen Fronten perfekt zu sein, bleibt vieles auf der Strecke.
Die Kollegen von der ZEIT sagten es ohne Umschweife. In der Glosse "Geht alles gar nicht", erklären Marc Brost und Heinrich Wefing, dass sie gerne Väter sind, dass sie auch gerne Journalisten sind und dass beides nicht zusammengeht. "Die Wahrheit ist: Es ist die Hölle." Sie sind erschöpft und müde und einfach erledigt, haben ständig das Gefühl, dass sie zu wenig Zeit für alles haben: für die Kinder, für den Job, für die Partnerin, für sich selbst.
Ein Klassiker in der modernen Familie: Im Bemühen, an allen Fronten möglichst perfekt zu sein, möglichst viel zu tun, möglichst gut zu sein und möglichst alle glücklich zu machen, reiben sich Väter und Mütter in der Endlosschleife zwischen Vollzeitjob, Kinderversorgung und Haushaltsorganisation auf. Die schöne Idee von der ach so feinen Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird täglich aufs Neue torpediert – von Chefs, die ein volles Engagement wünschen, von Kindern, die nicht nach Plan laufen oder von Zwischenfällen, die überall auf dem Weg liegen. Da ist zeitlich alles wahnsinnig eng, gibt es kaum Spielraum, läuft die Familie ständig am Rande des Chaos.
Warum tu ich mir das an?
Nicht selten entscheidet ein Elternteil – statistisch eher nicht der Mann – von Vornherein: Ich tu mir das nicht an. Und fokussiert dann doch lieber, zumindest für ein paar Jahre, auf Familienorganisation und Kindererziehung. Das hat mit Prioritäten zu tun, mit dem Wohl der Kinder und der Familie. Die temporäre Reduktion im Job sollte, in der Gesamtbetrachtung eines 40 Jahre dauernden Erwerbslebens, auch nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Tut sie aber: Ein Rückzug im Job hat fast immer einen Verlust in Status und Gehalt zur Folge, bringt Benachteiligungen für den weiteren Berufsweg, bei Versicherungszeiten und Pensionsansprüchen. Eine Realität, die sich – trotz aller Bemühungen – in den vergangenen Jahren nicht geändert hat.
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