Wirtschaft von innen: Viel Frust über die Mutter Lufthansa

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Die Belegschaft beklagt sich über mangelnde Unterstützung der Konzernführung. Die Stimmung ist am Nullpunkt.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Nicht nur wegen des von der Konzernmutter Lufthansa und dem neuen AUA-Chef Jaan Albrecht verordneten weiteren Sanierungsprogramms ist die Stimmung in der schwer defizitären AUA am Nullpunkt. „Anstatt uns stärker zu unterstützen, konkurrenziert uns die Lufthansa konzernintern immer härter“, ärgert man sich in der Belegschaft. Aktueller Anlass ist der Verkauf von einigen der elf Mittelstrecken-Boeing an SunExpress. Die Charter-Airline, die zu je 50 Prozent Lufthansa und Turkish Airlines gehört, matcht sich mit ihren 28 Boeing 737-800 in Österreich mit der AUA und deren Tochter Lauda Air ums touristische Geschäft.

Die Lufthansa will die zu große Mittelstreckenflotte der AUA harmonisieren und verkleinern. Die elf Boeing werden durch neuwertige Airbus ausgetauscht, allerdings nur sieben an der Zahl. Zwar bringt die Bereinigung der Flotte auf Airbus deutliche Einsparungen, „aber man muss damit doch nicht unbedingt einen Billig-Konkurrenten aufrüsten“, empört man sich bei der AUA. SunExpress beschäftigt etliche türkische Piloten, was die Personalkosten drückt.

Für tiefen Frust sorgt zudem, dass die Lufthansa derzeit intensiv mit Billig-Angeboten nach Nordamerika und Asien um Passagiere aus Österreich wirbt. Für Destinationen wie Toronto, Delhi oder Tokio, die von der AUA ab Wien direkt angeflogen werden. Dicke Luft auch im AUA-Vorstand. Zuletzt fiel auf, dass die beiden Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth bei der Präsentation des Sanierungspakets erst erschienen, als Albrecht schon eine Zeit lang alleine vor der Mannschaft referierte. Fraglich ist, wer neben Albrecht die besseren Karten haben wird. Möglicherweise Malanik, seine Frau Tanja ist die ehemalige Assistentin des neuen Chefs.

Sparpaket

Am Montag segnete der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer das Sparpaket ab. Wie zu erwarten, sparten die Belegschaftsvertreter nicht mit Kritik, Betriebsversammlungen starten demnächst. Wie berichtet, soll das operative Ergebnis heuer um 200 bis 220 Millionen verbessert werden, zwei Drittel davon über Kosteneinsparungen. Besonders heikel: Albrecht will durch neue Kollektivverträge automatische Gehaltssprünge und Inflationsanpassungen abschaffen. Um für heuer den siebenprozentigen Anstieg der Personalkosten einzubremsen.

Konflikt ist auch bei der geplanten Vereinheitlichung des betrieblichen Pensionssystems programmiert. Ältere Mitarbeiter haben noch Verträge, in denen die Höhe der Zusatzrente durch die Pensionskasse garantiert wird. Die künftigen Pensionen der jüngeren Beschäftigten dagegen sind abhängig vom Veranlagungsertrag. Weiteres Thema im Aufsichtsrat war der geplante Ausbau der Langstrecke, falls die AUA die Sanierung im Alleingang schafft.

Nicht geschafft hat es die österreichisch-südtirolerische Fluglinie Air Alps mit Sitz in Innsbruck. Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder gab den Entzug der Fluglizenz wegen drohender Insolvenz bekannt. Air Alps hatte vergangenen Freitag bereits den Betrieb eingestellt, angeblich gibt es Interessenten für die Konzession.

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