Wirtschaft von innen: Notenbank: Stolpernde Flucht nach vorne

Wirtschaft von innen: OeBS Provisionsskandal: Die Frage der Revision
Mit der Schmiergeldaffäre bei der Nationalbank-Tochter OeBS, der Notenbankdruckerei, kommt auch deren Aufsichtsratspräsident, Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek, unter Druck.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Er ließ in der ZIB-2 mit der Aussage aufhorchen, er sei bereit, als Aufsichtsratsvorsitzender der OeBS zurück zu treten. Freilich nicht sofort. Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, wolle er darüber sprechen.

Seit September 2004 ist Duchatczek Vorsitzender des Aufsichtsrates, zuvor war er einfaches Mitglied – und hat seitdem nicht gerade eine Erfolgsbilanz vorzuweisen. 2004 wurden beide damaligen Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung abberufen. Eine von der Mutter Nationalbank angeordnete Sonderprüfung hatte gravierende Management-Mängel aufgedeckt. Der Rechnungshof empfahl obendrein, die Fortführung der Banknotendruckerei überhaupt kritisch zu überdenken. Um das Management loszuwerden, löhnte die OeBS einem der beiden Geschäftsführer damals die Kleinigkeit von knapp 860.000 Euro.

Mit dem nachfolgenden Management hatte Duchatczek ebenfalls kein Glück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit einigen Wochen wegen möglicher Schmiergeldzahlungen. Für Aufträge in Aserbeidschan und Syrien flossen über die panamesische Briefkastenfirma Venkoy rund 14 Millionen Euro an Provisionen. Die inzwischen gefeuerten Geschäftsführer und die Vertriebschefin belasten die Aufsichtsräte, die hätten davon gewusst.

Zum Handkuss kam die Notenbank auch bei ihrer Tochter Münze Österreich, deren Aufsichtsratsvorsitzender Duchatczek seit 2004 ist. Im Vorjahr wurde der langjährige Münze-Chef gefeuert, nachdem grobe Malversationen bei Abrechnungen aufgetaucht waren. Auch aus der Münze flossen Provisionen an Venkoy, die Staatsanwaltschaft ermittelt ebenfalls. In der Justiz sieht man wie berichtet die Rolle der einzelnen Aufsichtsräte durchaus differenziert. Üblicherweise ist in Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsratsvorsitzenden enger als mit den restlichen Mitgliedern des Gremiums.

Der ehrgeizige VP-Manager Duchatczek, der sich auch um den Job des Notenbank-Gouverneurs beworben hatte und dessen Führungsstil in der Bank immer wieder für Unbehagen sorgen soll, ging hinter den Kulissen in die Offensive. Über eine für Teilbereiche in der Notenbank engagierte PR-Agentur wurde versucht, Duchatczeks Direktoriumskollegen Peter Zöllner , SP, hintenherum anzuschwärzen. Zöllner sitzt ebenfalls seit 2004 in den Aufsichtsräten und ist für die Revision zuständig, konnte sich aber, hört man aus der Bank, gegen den autoritären VP-Mann Duchatczek kaum durchsetzen. In der Bank findet man das Engagement des Beraters für Duchatczeks persönliche Interessen „zumindest sehr seltsam. Das steht zur Diskussion“.

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