Wirtschaft von innen: Nervenschlacht bei der AUA

Wirtschaft von innen: Nervenschlacht bei der AUA
Zwischen Vorstand und Gewerkschaft fliegen die Hackeln tief. Der Aufsichtsrat will bis 29. Februar einen neuen, billigeren Kollektivvertrag.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Dass ein Kollektivvertrag plötzlich und einseitig aufgekündigt wird, hat in der österreichischen Sozialpartner-Tradition ziemlichen Seltenheitswert. Der Kündigungsbrief, den AUA-Vorstand Peter Malanik am Mittwoch ohne vorherige mündliche Information an den verblüfften Chef der Gewerkschaft vida, Rudolf Kaske schickte, heizt die ohnehin schon angespannte Stimmung zwischen Management und Belegschaft noch weiter auf. Er empfinde dies als „Affront gegen die gelebte Sozialpartnerschaft“, schickte Kaske umgehend schriftlich retour. Nachsatz: „Herr Malanik ruft mich ohnehin ständig an und bei einem so schwerwiegenden Problem findet er anscheinend meine Telefonnummer nicht“.

Das AUA-Management mit dem neuen Chef Jaan Albrecht steht unter enormem Druck der Mutter Lufthansa. Die AUA, die 2011 wieder einen operativen Verlust von 65 Millionen Euro einflog, muss heuer aus den schwarzen Zahlen. Vorgabe ist, das Ergebnis um rund 200 Millionen Euro zu verbessern. 40 bis 50 Millionen Euro sollen die 6000 Mitarbeiter beisteuern. Am meisten erhofft sich Albrecht bei den 578 Piloten und 1522 Flugbegleitern.

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Der Vorstand arbeitete bereits einen neuen, statt 190 nur noch 80 Seiten dicken Kollektivvertrag (KV) aus: Keine automatischen Gehaltsvorrückungen mehr (derzeit rund fünf Prozent alle zwei Jahre) sowie flexiblere und längere Arbeitszeiten. Die Abfertigungsansprüche, derzeit maximal 39 Monate ab 25 Dienstjahren, sollen auf zwölf Monate reduziert werden, ebenso die Zuschüsse zu den Betriebspensionen. Ein Teil der AUA-Belegschaft hat noch garantierte Zusatzrenten bis zu 80 Prozent des Letztbezugs. Dafür müsste die AUA 70 Millionen Euro in die Pensionskasse nachschießen.Als Rute stellt Malanik den Piloten und Flugbegleitern den Kollektivvertrag für die AUA-Regionalflugtochter Tyrolean ins (Cockpit-)Fenster. Und droht mit der Übertragung des AUA-Flugbetriebs in die Tyrolean. Das würde für die Belegschaft einen sofortigen Einkommensverlust von 20 bis 25 Prozent bedeuten. Denn immer noch hat die AUA zwei Flugbetriebe mit verschiedenen Einkommensniveaus.

Aufsichtsratschef und Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer will schon am 29. Februar einen neuen KV sehen. Hinter den Kulissen spielt es sich aber nicht nur zwischen Vorstand und Gewerkschaft ab, sondern auch zwischen Betriebsräten und Gewerkschaft. Wolfgang Hable ist Betriebsrat und als Bundesfachgruppen-Vorsitzender Luftfahrt von der Gewerkschaft für die KV-Verhandlungen nominiert. Zwischen dem in der Belegschaft umstrittenen Hable und dem Rest des Bordbetriebsrats unter Obmann Karl Minhard gibt es tiefe Gräben. Hable gilt als Hardliner und hat sogar den Betriebsrat wegen einer Kleinigkeit geklagt.Gegen die AUA führt er seit Längerem einen Arbeitsgerichtsprozess zwecks bezahlter Freistellung als Gewerkschafter. Ausgerechnet Hable saß Malanik nun zum KV-Verhandeln gegenüber. Nach elf Minuten beendete Hable das Gespräch, den zweiten Termin ließ er platzen. Daraufhin kündigte Malanik den KV. Der Hintergrund: Hable war von der AUA zwar für diese KV-Verhandlungen freigestellt, just aber zu den Malanik-Terminen zum Dienst eingeteilt worden. Minhard, nichts Böses ahnend, war derweil als Pilot nach Dubai unterwegs. Jetzt holt er die Kohlen aus dem Feuer und verhandelt.

Ein Streik ist derzeit trotz aller Aufregungen kein Thema. Der Lufthansa, die für den Gesamtkonzern mit 120.000 Mitarbeitern ein Sparprogramm von 1,5 Milliarden Euro startet, könnte ein Arbeitskampf gar nicht so ungelegen kommen. Ein Streik wäre wohl das beste Argument, um den Flugbetrieb der AUA in die Pleite zu schicken und die Airline über die Tyrolean auf einen kleinen Regional-Carrier zurückzustutzen. Frisches Geld, um die Qualität zu verbessern und die Flotte zu vereinheitlichen, gibt es ohnehin erst dann, wenn Albrecht sein Sanierungsprogramm durchgezogen hat.

Die Vorstands-Tour bei Politikern, die AUA-Sanierung zu unterstützen, könnte erste Erfolge zeigen. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner , VP, will die verpflichtende (und teure) Mineralölbevorratung prüfen, zur Ticketsteuer gebe es ein Gespräch mit Finanzministerin Maria Fekter. Auch mit dem Flughafen Wien wird über eine Gebührenreduktion verhandelt.

Ein Streik ist derzeit trotz aller Aufregungen kein Thema. Der Lufthansa, die für den Gesamtkonzern mit 120.000 Mitarbeitern ein Sparprogramm von 1,5 Milliarden Euro startet, könnte ein Arbeitskampf gar nicht so ungelegen kommen. Ein Streik wäre wohl das beste Argument, um den Flugbetrieb der AUA in die Pleite zu schicken und die Airline über die Tyrolean auf einen kleinen Regional-Carrier zurückzustutzen. Frisches Geld, um die Qualität zu verbessern und die Flotte zu vereinheitlichen, gibt es ohnehin erst dann, wenn Albrecht sein Sanierungsprogramm durchgezogen hat.

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