Telekom-Aufsichtsrätin: Neue Honorar-Regelung

Telekom-Aufsichtsrätin: Neue Honorar-Regelung
Wirtschaft von innen - In Anbetracht der jüngsten Telekomskandale wurde die Gewinnverteilung angepasst.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Seit 2001 sitzt die Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati als Vizepräsidentin im Aufsichtsrat der Telekom Austria. Die renommierte Juristin ist Partnerin in der Kanzlei Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati, kurz CHSH. Die Kanzlei hat mit der Telekom einen Rahmenvertrag, den sich andere Anwaltssozietäten auch gerne wünschen würden. CHSH konnte sich von 2001 bis 2010 über satte Telekom-Honorare im Gesamtvolumen von 6,378 Millionen Euro freuen. Hlawati, zu deren Tätigkeitsschwerpunkten unter anderem auch der Bereich Corporate Governance (Wohlverhaltensregeln) zählt, konnte daran keine Unvereinbarkeiten finden. Dem Honorar seien "anwaltliche Leistungen meiner Sozietät zu marktüblichen Stundensätzen" gegenübergestanden, sagte sie gegenüber dem KURIER. Und die CHSH habe bereits vor ihrer Berufung in den Aufsichtsrat ein Mandat bei der Telekom gehabt. Formalrechtlich war auch alles in Ordnung. Der Aufsichtsrat genehmigte die Aufträge und Hlawati persönlich arbeitete nicht für die Telekom. Das üppige Auftragsvolumen wurde freilich trotzdem von Corporate-Governance-Experten kritisiert. Mittlerweile allerdings schwappt bei der Telekom ein Skandal nach dem anderen an die Öffentlichkeit und in Sachen Optik dürfte die Sensibilität gestiegen sein. Jedenfalls vereinbarte Hlawati mit dem neuen Chef der Staatsholding ÖIAG und Aufsichtsratsvorsitzenden der Telekom, Markus Beyrer, künftig innerhalb der CHSH nicht mehr in die Gewinnverteilung der Telekom-Honorare involviert zu sein. Immerhin schon ein kleiner Fortschritt. Die nächste Frage ist, ob Hlawati, die traditionell gute Beziehungen zur Staatsholding und deren Ex-Chef Peter Michaelis pflegte, auf Dauer im Telekom-Aufsichtsrat bleiben wird. SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder hat bereits den Rücktritt von Hlawati und ihrem Aufsichtsratskollegen Harald Stöber gefordert - als Konsequenz aus der Affäre um die Kursmanipulation. Hlawati und Stöber, der auch Aufsichtsratschef von Vodafon Deutschland ist, sind die einzigen beiden Telekom-Aufsichtsräte, die heute immer noch in diesem Gremium sitzen. Der Telekom-Aufsichtsrat habe 2004 bei der Freigabe der Boni versagt, argumentiert Schieder. Weil der Aktienkurs damals im Auftrag von Telekom-Managern hinaufgetrieben wurde, ergoss sich über rund hundert Manager des Konzerns ein Boni-Regen von insgesamt mehr als neun Millionen Euro - inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die damaligen Ex-Vorstände als Beschuldigte. Sollte Hlawati noch längerfristig im Telekom-Aufsichtsrat bleiben, wäre ein klarer Trennstrich die Kündigung des Rahmenvertrages mit der Kanzlei. Ihre Partner bei CHSH wären allerdings wohl kaum damit einverstanden, den Großkunden Telekom deswegen sausen zu lassen.

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